Wolfgang Puschnig & Koehne Quartett – SONGS WITH STRINGS | Villa For Forest
JOANNA LEWIS Violine
ANNE HARVEY-NAGL Violine
LENA FANKHAUSER Bratsche
MELISSA COLEMAN Violoncello
WOLFGANG PUSCHNIG reeds
Eintritt: € 26 | € 13
AUS: https://oe1.orf.at/artikel/647119/Songs-with-Strings-Neuland-fuer-Wolfgang-Puschnig
Kulturjournal | 27 06 2018
KOEHNE QUARTETT
„Songs with Strings“ – Neuland für Wolfgang Puschnig
„Für mich war das Neuland“, sagt Wolfgang Puschnig über sein jüngstes Projekt. Puschnig hat über die Jahre mit Joe Zawinul, Carla Bley oder Ernst Jandl zusammengearbeitet. Er hat das Vienna Art Orchestra mitbegründet und in Konzerten schon einmal ein Vokaltrio aus Simbabwe mit einem Männerchor aus Kärnten zusammengebracht. Erstmals hat sich der 62-Jährige jetzt mit einem Streicherquartett zusammengetan, dem auf zeitgenössische klassische Musik spezialisierten Koehne Quartett.
Ein gemeinsamer Klang als Ziel
Als homogener Klangkörper präsentieren sich Wolfgang Puschnig und das Koehne Quartett auf „Songs with Strings“. Es ist weniger ein Dialogisieren wie man es aus den vielen Duoprojekten Puschnigs kennt, denn eine gemeinsame Stimme, die sich aus Notengeflechten und geschichteten Instrumentalfarben formt.
„Ich wollte, dass das nicht getrennt rüberkommt. Nicht, dass man da das Streichquartett hat, das einen Teppich ausbreitet und auf dem man sich dann als Solist produziert. Das sollte ein gemeinsamer Klang sein“, so Wolfgang Puschnig: „Und daraus ergibt sich dann noch das Extra-Vergnügen für mich, dass ich mich da nicht wichtigmachen muss, sondern einfach nur für das Klangbild spielen kann.“
Von Kärnten bis Seoul
Bildhaft ist „Songs with Strings“, eine Musik die oft Geschichten zu erzählen scheint und immer wieder auf frühere Projekte Puschnigs verweist, etwa auf die Zusammenarbeit mit dem koreanischen Perkussionsensemble SamulNori und seine Zeit in Seoul. 2017 gab es den ersten gemeinsamen Auftritt mit dem Koehne Quartett beim Jazzfestival Saalfelden und nach mehreren Studiosessions ist auch das erste gemeinsame Album bereit für die Veröffentlichung: „Songs with Strings“ soll im Laufe des Sommers erscheinen, diesen Freitag wird es vorab im Wiener Jazz Club Porgy & Bess präsentiert.
Am Anfang sei einfach nur der Wunsch gewesen, einmal mit einem Streichquartett zu spielen, so der 62-jährige Musiker: „Ich habe immer schon einen Hang zum Lyrischen gehabt und mit dem Klangraum eines Streichquartetts bekommt das natürlich noch einmal eine andere Dimension.“
„Das sind ja schließlich Lieder“
Die Idee eines Klangbildes, so Puschnig, in dessen Zentrum jetzt immer wieder die Stimme von Svitlana Varava platziert wird. Der Gesang nicht nur als zusätzliche Klangfarbe mit instrumentalem Charakter, sondern fast traditionell eingeflochtene Melodien: „Das Ganze heißt ja auch ‚Songs with Strings‘, und das sind natürlich Lieder, auch wenn instrumental ausgebreitet und oft darüber improvisiert wird“, merkt Puschnig an und spricht vom Gesang als seiner alten Liebe: „Ich hätte ja eigentlich am liebsten gesungen, es hat sich halt anders ergeben.“
„Part 1“ steht auf dem Albumcover von „Songs with Strings“. Auf Teil zwei, der bereits aufgenommen ist und 2019 erscheinen soll, wird die Besetzung wie beim Auftritt im Rahmen des Jazzfests Saalfelden noch um eine Rhythmusgruppe bestehend aus Bass und Schlagzeug erweitert.
Ausflüge in andere musikalische Gefilde
Wolfgang Puschnig, bei dem die improvisierten Parts in der Regel überwiegen, hat sich für dieses Projekt gewissermaßen an den Schreibtisch gesetzt. Denn auch wenn Freiräume für Improvisation geblieben sind, sind die einzelnen Kompositionen doch Großteils ausgeschrieben. „Ich bin in das Notenschreiben nach und nach mehr hineingewachsen. Wir haben live gespielt, sind ins Studio gegangen, dann kam Saalfelden, dann wieder das Studio. Das waren für mich alles Erfahrungswerte. Und da ich ja nicht dem Stress ausgesetzt war, mich als großer Komponist verewigen zu müssen, hab ich ganz locker an die Sache herangehen können.“
Zuletzt hat Puschnig auch mit dem Ensemble 20. Jahrhundert zusammengearbeitet und als eines der nächsten Projekte steht eine Zusammenarbeit mit einem klassischen Bläserquintett im Raum: „Ich bin ein bisschen in den Klang hineingekippt. Ich kann mir den Luxus leisten, immer wieder Ausflüge in andere Klanggefilde zu machen. Da bin ich sehr dankbar dafür.“
Das Quartett
Das Koehne Quartett, 1987 gegründet von Joanna Lewis, zählt zu den überragenden Interpreten zeitgenössischer Musik in Mitteleuropa. Das Repertoire des Quartetts spannt einen großen musikalischen Bogen von klassischen Komponisten für Streichquartett bis zu Werken des 20. und 21. Jahrhunderts. Von Beginn an suchte das Quartett vor allem die enge Zusammenarbeit mit den Komponisten, deren Musik es spielt, um eine möglichst hohe authentische und lebendige Interpretation ihrer Werke zu erreichen.
Was mit Werken Graeme Koehnes – einem der renommiertesten und facettenreichsten Komponisten Australiens – begann, setzt sich seither konsequent mit österreichischen Zeitgenossen wie Friedrich Cerha, Kurt Schwertsik, Francis Burt, Thomas Pernes, Gerd Kühr, Thomas Larcher oder Wolfgang Liebhart fort. Dieses Arbeitsprinzip des Koehne Quartetts, musikalisches Neuland gemeinsam mit dem Komponisten zu betreten, wurde durch die Teilnahme an Meisterklassen beim Alban Berg Quartett (Günter Pichler), dem Amadeus und dem Brodsky Quartett, bei Hatto Beyerle und György Kurtág wesentlich beeinflusst.
Darüber hinaus arbeitet das Koehne Quartett auch regelmäßig mit internationalen Jazzmusikern wie Dave Liebman, Wayne Horvitz, Peter Herbert, Anthony Braxton, Georg Graewe, Max Nagl und Otto Lechner und mit Künstlern aus der Weltmusik wie Marcel Khalife, Marwan Abado und Dhafer Youssef.