Badgasse 7
« raj (alt)1895 erwarb der Fleischauer Jakob Elbel das Haus. Es wurde damals vollständig renoviert und auf den damals vorhandenen Standard entsprechend umgebaut.
In dem Haus waren eine Fleischerei und ein Gasthaus untergebracht.
Schon damals arbeiteten ca. 8 Personen im Betrieb.
Jacob und Theresa Elbel waren ebenfalls Besitzer der „Elbelhofes” in Klagenfurt, wo heute der Pfarrkindergarten „St. Theresa” untergebracht ist.
Auf dem Elbelhof wurde Landwirtschaft betrieben. Aus dieser Beziehung gingen vier Kinder hervor, u.a. Johann /Hans Elbel.
1907 erbte die damals 19 jährige Ehefrau Theresia Elbel das Haus von ihrem Mann. Das Gasthaus und die Fleischhauerei wurden von Jakob Elbel bis 1921 (er verstarb mit 65 Jahren) und danach von seiner Frau Theresa bis 1930 betrieben. Sie verstarb mit 42 Jahren.
Nach dem Tod 1931 von Frau Theresa Elbel erbten die vier Kinder das Haus in der Badgasse.
Noch im selben Jahr, am 16. Juni 1931 erwarb der damals minderjährige Sohn Johann-Jakob (Hans) Elbel, 18 Jahre alt, mit Genehmigung der Vormundschaftsbehörde das Haus in der Badgasse 7.
Am 3. Dezember 1932 wurde Hans Elbel volljährig erklärt und konnte frei gestalten.
Johann (Hans) Elbel und seine Frau Eleonore (Lore) etablierten die Pferdefleischhauerei. Während der Vorkriegsjahre herrschte Mangel an bezahlbaren Lebensmitteln, und das Pferdefleisch wurde in vielen Familien zum Mittelpunkt des Wochenendbratens. Besonders beliebt war der Lungenbraten. Mangelware war das Fohlenfleisch. Große Beliebtheit hatte das Gulaschfleisch und der Pferderostbraten. Ebenfalls sehr beliebt waren die Wurstwaren. Die Salamis, die Frankfurter, die Debreziner, die Krainer und die Knacker waren in jener Zeit schnell vergriffen.
Da Gasthaus in der Badgasse 7 wurde ein sehr beliebter Treffpunkt in Klagenfurt. Man genehmigte sich das berühmte „Pferdegulasch von der Lore” oder das über den Teller ragende Wienerschnitzel mit Mayonnaisekartoffelsalat. Der Zwiebelrostbraten mit frischen Braterdäpfeln und Häupelsalat zählte ebenfalls zu den gefragtesten Gerichten.
Bei den Süßspeisen waren Lores Marillenpalatschinken und Buchteln mit Vanillesauce ein Renner.
Die Kriegsjahre gingen auch nicht spurlos an der Geschichte des Hauses vorbei.
Neben der Fleischhauerei wurde bis 1950 auch Pferdehandel betrieben.
Nach dem Kriegsende wurde das Haus nochmals saniert und die Außenfassade dem damaligen Standard angepasst, so wie es auf den Fotos unten zu sehen ist.
Bereits 1955 wurde erkennbar, dass man sich durch den neuen Wohlstand vom Genuss des Pferdefleisches abzuwenden begann, und man konnte sich wieder Rind, Kalb und Schweinegereichte leisten. Der wirtschaftliche Druck auf das Geschäft mit Pferdefleisch wurde immer stärker. Das Geschäft wurde 1957 geschlossen und die Familie Elbel hat das Haus verlassen.
1958 erwarb Herr Florian Eisschill das Gebäude.
Nikolaus Elbel – Mai 2013
1991 kaufte Herr Dr. Nimmervoll das Gebäude von Herrn Florian Eisschill.
Zu dieser Zeit war der Pferdefleischhauer Mrak der Pächter.
Herr Mrak verstarb 1989.
1992 eröffnete das Bierjokl/Pri Joklnu.
2009 eröffnete das raj.
2018 eröffnete die New Amsterdam Bar.
2018 schloss die New Amsterdam Bar wegen Zahlungsunfähigkeit.
Die Badgasse ist eine der ältesten Gassen von Klagenfurt. Sie hatte bereits im Mittelalter die Bezeichnung Badgäßle – heute noch im Volksmund Badgassle genannt. Beim Eingang vom Alten Platz her ist noch eine alte Stralßenbeschilderung zu sehen. Hier befanden sich schon im 16. Jahrhundert die Badestuben der Stadt, wo die Klagenfurter, vor allem die Frauen, Bäder in den Holzwannen einnahmen. Hinter den schmucklosen Fassaden sind zum Teil die ältesten Häuser der Stadt mit Arkadenhöfen verborgen. Auch die neu eröffnete Gaststätte raj, früher Bierjokl/Pri Joklnu besitzt eine sehr alte Bausubstanz, die ins 14. Jahrhundert zurückgeht. Die schmale, von Schwippbögen (Schwebebögen, die zwischen 2 Mauern eingespannt sind) überdachte Gasse führte vom Alten Platz zur Stadtmauer. Im April 1579, dies entnehmen wir aus den Ratsprotokollen, wurden die Bürger Lebmacher und Waldhauser deshalb vor den Rat zitiert. Die Nachbarn begehrten die Einstellung, sie beschwerten sich auch über das Wasserausgießen. Folgender Bescheid wurde getroffen: Schwippbögen erlaubt, das Wassergielßen ist abzustellen. Das heute nordseitig abschlielßende Gebäude gehört bereits zur Osterwitzgasse. Südseitig gegen die Badgasse ist ein repräsentatives Portal eingefügt. Möglicherweise war dieses Gebäude der urkundlich erwähnte “Kasten der Khevenhüller” (Osterwitzer, danach die Gassenbezeichnung).
Text: Dr. Dieter Jandl