Villa For Forest als Pop-up-Tonstudio
Kreativität statt Schockstarre: Gitarrist Primus Sitter mit seinem Team in der Villa For Forest | BERNHOFER
Villa For Forest als Pop-up-Tonstudio
Rund 80 Kärntner Musiker spielen gegen den kulturellen Stillstand an und produzieren eine Doppel-CD.
VonKarin Waldner-Petutschnig
Es ist spannend zu erleben, wie ein Projekt während des Gehens entsteht“, meint Sängerin Desirée Mostetschnig über ihre Erfahrungen rund um die professionelle Studio-Aufnahme eines neuen Liedes von ihr für das Projekt „Recordings of now“. Der Verein Innenhofkultur hatte zu einer Produktion in die kurzzeitig zum Tonstudio umgestaltete „Villa For Forest“ in Klagenfurt geladen, um der coronabedingten Schockstarre in der freien Szene Kreativität entgegenzusetzen. Und es gab – anders als bei all den Streaming-Angeboten im Internet – sogar Honorar dafür! Nicht viel zwar: „Zwischen null und 400 Euro“, wie Raimund Spöck erzählt. Aber was wirklich zählt, sei die Wertschätzung, der Respekt, meint Wolfgang Puschnig, musikalisches Mastermind des Projektes: „Man soll sehen: Da gibt’s etwas. Die freie Szene ist ja der Humus, ein Mikrokosmos, aus dem so viel mehr wächst, als Gabalier und Salzburger Festspiele!“ Rund 80 Künstler (zwischen 18 und Mitte 70), die die Corona-Zeit in Kärnten verbrachten, geben sich für dieses Zeitdokument ein Stelldichein.
Wer sich da zwischen 24. April und 9. Juni in der Villa am Viktringer Ring die Klinke in die Hand gab, ist das Who’s who der heimischen (Jazz-)Musik-Szene: von Michael Erian, Stefan Gfrerrer, Emil Kristof, Klemens Marktl über Primus Sitter, Tonc Feinig und Oliver Welter bis zu Multitalenten wie Alfred Goubran, Richard Klammer, Gerhard Fresacher, Dietmar Pickl und Nadine Zeintl. Sie spielen Altbekanntes und Improvisiertes, teilweise in neuen Formationen. Auch Film-, Foto- und Tontechniker erhielten aus dem Budget eine finanzielle Aufwandsentschädigung.
Einer der Hauptfinanziers ist die Kärntner Kulturstiftung, die ein „Solidaritätskonto für Kunst & Kultur“ eröffnet hat, auf das jeder einzahlen kann, der den freischaffenden Künstlern des Landes helfen will. Je 1000 Exemplare der Doppel-CD werden die Kulturstiftung und der Verein Innenhofkultur ab Juli zum Verkauf anbieten. Übrigens: Dank der aktuellen Covid-Lockerungen kann das Publikum an den letzten Aufnahmetagen (6.-8. Juni) die Auftritte (z. B. die Band „Kernfusion“) abends auch live erleben.
www.kulturstiftung.at; innenhofkultur.at