„Streaming kann nie ein Ersatz sein“
Kleine Zeitung – Seite 54 | Kultur
Samstag 5. Dezember 2020
Er steht für Konzerte in Klagenfurt: Raimund Spöck, Mastermind der Innenhofkultur
TRAUSSNIG
Raimund Spöck (68) vom Verein Innenhofkultur über die aktuellen Schwierigkeiten, Kultur zu machen, Klagenfurt und die Zukunft der „Villa for Forest“.
Von Andreas Kanatschnig
In dem schwierigen Jahr 2020 hat der Klagenfurter Verein Innenhofkultur in Kooperation mit anderen Vereinen und Künstlern sehr viel umgesetzt, das New-Adits-Festival sogar gestreamt. Warum hat man sich das angetan?
RAIMUND SPÖCK: Als wir das Programm fertig hatten, sagten wir uns: Das Festival findet statt, mit oder ohne Publikum. Auch aus einem sozialen Grund. Die Künstler hatten sich auf den Termin eingestellt, daher wollten wir New Adits auch veranstalten, weil die Künstler und das technische Personal sonst einen finanziellen Ausfall gehabt hätten. Während des Festivals waren 24 Künstler aktiv und zwölf Leute in die Organisation eingebunden.
Ist Streaming ein Ersatz für Live? Oder wird es nur eine Ergänzung bleiben?
Streaming kann nie ein Ersatz für Live sein. Maximal für die Situation, dass man live nicht dabei sein kann.
Wie schwierig ist es, derzeit Kultur zu schaffen?
Man muss unterscheiden zwischen den Künstlern auf der einen und den Veranstaltern auf der anderen Seite. Wir waren alle im März von 100 auf 0. Das war wahnsinnig schwierig. Daher hatten wir die Idee, in Kärnten lebende und gestrandete Künstler zu fragen, ob sie Lust hätten, live in der Villa zu spielen und ihre Musik aufzunehmen. Woraus sich die Doppel-CD „Recordings of Now“ herauskristallisierte. Das Beste, was wir machen konnten, war es, Künstler mit Geld zu versorgen, die nichts haben. 73 Künstler spielten ihre Nummern an 37 Recording-Tagen ein.
Welche Vision gibt es für die „Villa for Forest“, die künstlerische Heimat des Vereines in Klagenfurt?
Die Villa als Veranstaltungsort ist unsere Hauptadresse für das nächste Jahr. Man muss Herbert Waldner von Riedergarten erwähnen, der hat mir am Jahresende 2019 gesagt, die Kärntner Kulturstiftung ist für drei Jahre im Haus und so lange bist auch du im Haus. Darauf verlasse ich mich. Er als Realitäteninvestor hat ja nur Kosten gehabt, da muss er auf einen grünen Zweig kommen. Die Baugenehmigung für einen Teil des Hauses hat er von der Stadt nicht bekommen. Es wäre verständlich für ihn als Investor, wenn er einmal sagt, er muss das Haus verkaufen.
Was ist, wenn die Villa verkauft wird?
Dann gibt es noch immer die Möglichkeit, dass ich private Kräfte bemühe. Die öffentliche Hand kann sich auch bemühen. Es ist wohl auch im Interesse des neuen Kulturamtsleiters, Alexander Gerdanovits, eine Kulturmeile vom Musil-Museum bis zum Museum Moderner Kunst zu haben und vielleicht darüber hinaus.
Wie beurteilen Sie das Veranstaltungsangebot in Klagenfurt?
Gut haben wir nie ausgeschaut. Offene Häuser, in denen man etwas veranstalten kann, sind schwierig zu bekommen. Gerade in der Dimension, in der sich unser Verein bewegt, wären zwischen 100 und 200 Personen interessant. Da gibt es nix.
Klagenfurt und Kultur, was ist das für eine Beziehung?
Ich denke mir, dass wir einen hoffnungsvollen neuen Kulturamtsleiter haben. Ich hoffe, dass er die Kraft haben wird, sich für die Kultur einzusetzen, vor allem auch für die Subbereiche.