Kulturarbeit: Studie bestätigt triste soziale Lage
Knapp 60 Prozent der Einkommen von freien Kulturschaffenden liegen unter 5.000 Euro im Jahr
Wien – Sechs Jahre nach dem Bericht zur sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler in Österreich hat eine Studie zum initiativen Kulturbereich nun ähnlich triste Ergebnisse gezeitigt. Knapp 60 Prozent der Einkommen von freien Kulturschaffenden liegen unter 5.000 Euro im Jahr, ein weiteres Drittel unter 25.000 Euro, ergab eine Analyse der “österreichischen kulturdokumentation” für das Kulturministerium.
Schon 2008 ließen die Ergebnisse des Statusberichts die Alarmglocken läuten: Die Einkommen aus künstlerischer Arbeit, etwa bei Literaten oder bildenden Künstlern, betrugen damals im Mittel nur 4.500 Euro im Jahr. Dass die Daten für jene Vereine und Initiativen, die österreichweit u.a. die Präsentation und Vermittlung künstlerischer Arbeiten und eine kulturelle Grundversorgung ermöglichen, in weiten Teilen nicht besser aussieht, wurde zwar vermutet. Verlässliche Daten dazu gab es bisher jedoch kaum.
Nur vier Prozent in Vollzeitdienstverhältnissen
Das vorliegende Datenmaterial, das nach einer parlamentarischen Entschließung 2011 in Folge der “Fair Pay”-Kampagne der IG Kultur erhoben wurde, zeichnet nun ein düsteres Bild, wenn es um die finanzielle Situation des Kulturbereichs abseits der großen Bundes- und Landeseinrichtungen geht: Nur vier Prozent aller freien Kulturschaffenden sind hier in Vollzeitdienstverhältnissen tätig, rund drei Viertel arbeiten entweder ehrenamtlich oder auf Honorarbasis.
Dass diese Ehrenamtlichkeit in den meisten Fällen keine freiwillige ist, darauf machte die IG Kultur in den vergangenen Jahren bereits mehrfach aufmerksam. Die Interessensvertretung hatte die Zahlen jedoch bisher sogar niedriger geschätzt. Durchschnittlich verdienen selbst angestellte Kulturarbeiter im Schnitt ein Drittel weniger als Beschäftigte in anderen Arbeitsfeldern, Selbstausbeutung und hohe Belastung stehen an der Tagesordnung.
Die “österreichische kulturdokumentation” hat für ihre Studie “Fair Pay – Zur finanziellen Situation freier Kulturinitiativen und -vereine” insgesamt 303 Initiativen angeschrieben, 205 Einrichtungen haben sich an der Online-Umfrage für das Jahr 2012 beteiligt. Mehr als zwei Drittel der Befragten unterhalten demnach einen dauerhaften Jahresbetrieb und sind seit mehr als zehn Jahren tätig, 40 Prozent der Vereine sind in den Landeshauptstädten (vorwiegend Wien, Graz und Linz) angesiedelt. Das Geschlechterverhältnis hält sich in dem Bereich ungefähr die Waage.
Ein Drittel “kleiner Vereine” verschuldet
Zum initiativen Kulturbereich zählen Vereine und Festivals aus den Bereichen Musik, Tanz, Theater und Bildende Kunst ebenso wie Veranstalter von Filmvorführungen und Lesungen oder Vermittler von Bildungs- und Informationsangeboten. Mehr als 80 Prozent dieser Initiativen sind “kleine Vereine” mit Umsätzen unter 1 Mio. Euro im Jahr, ein Drittel davon soll laut IG Kultur verschuldet sein. Die Vereine sind im Schnitt zu knapp 70 Prozent öffentlich gefördert, knapp die Hälfte dessen steuern die Bundesländer bei.
Aus dem Büro von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hieß es auf APA-Anfrage, man nehme die Situation der freien Kulturinitiativen “sehr ernst”, es gebe mit diesen auch laufend Gespräche zur Verbesserung ihrer Situation. Klar sei aber auch, dass es wegen der knappen Budgets 2014 und 2015 unmittelbar kein zusätzliches Geld geben könne. Erst ab 2016 – eine gute wirtschaftliche Entwicklung vorausgesetzt – könne über weitere Mittel gesprochen werden. (APA, 16.9.2014)