„Hip-Hop ist ein Spiegel der Gesellschaft“
43 | Kultur | Montag 8. März 2021 |
INTERVIEW
„Hip-Hop ist ein Spiegel der Gesellschaft“
Peter Piuk und Florian Mikl vom Verein zur Förderung der Hip-Hop-Kultur „Urban Playground“ über Pablo Hasél, Rap und Protest.
Der katalanische Musiker Pablo Hasél rappt gegen die spanische Krone, die Justiz, die Mächtigen und prangert die Ungerechtigkeit der kapitalistischen Welt an. Die spanische Justiz antwortete auf seine Texte mit einer neunmonatigen Haftstrafe wegen Beleidigung der Krone. Nach seiner Festnahme kommt es in Spanien zu Unruhen. In seinem musikalischen Protest zeigt sich, dass Hip-Hop-Kultur (und der Rap als eine ihrer Ausformungen) im Wesen Protest- und Straßenkultur zugleich ist.
Hip-Hop ist auch Protestkultur, warum?
PETER PIUK: Hip-Hop ist etwas extrem Niederschwelliges. Jede neue Generation hinterfragt die bestehenden Verhältnisse. Protest ist aber generell für die Jugendkultur gültig. Die Protagonisten des Hip-Hops kommen oft aus sozial schwächeren Schichten. Sie erzählen aus ihren Lebenswelten und Wirklichkeiten.
FLORIAN MIKL: Hip-Hop und Rap sind ein Spiegel der Gesellschaft, weil Menschen, die nicht aus den oberen Schichten kommen, von ihrem Alltag erzählen, der für viele schrecklich ist, aber so wird der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten. Die Wortwahl des Rappers in Spanien ist nicht ideal, aber wir dürfen froh sein, dass wir in Österreich Meinungs- und Kunstfreiheit haben.
Was passiert, wenn Hip-Hop im Mainstream landet?
PIUK: Die Themen, die die Vertreter des Hip-Hops aufgreifen, sind nicht immer solche, die man gern im Mainstream hat.
MIKL: In den letzten Jahren ist Hip-Hop zur größten Jugendkultur weltweit geworden. Man sieht das auch in den Charts. Hand in Hand geht damit auch, dass Künstler Major-Deals bekommen. Wenn du aber im Radio Airtime haben willst, musst du dich anpassen, und die Musik wird poppiger.
Warum ist die Hip-Hop-Kultur so erfolgreich?
MIKL: Hip-Hop oder Rap sind deshalb so groß, weil es Geschichten sind, die man sonst nur aus Hollywood kennt. Wenn der Rapper Bilder in deinen Kopf malt, ist das wie ein Hollywood-Streifen für das Ohr.
PIUK: Die Texte repräsentieren Lebenswirklichkeiten, die in unserer Gesellschaft existieren, aber nicht gerne an die Öffentlichkeit gebracht werden. Ich will festhalten, dass den Protesten in Spanien absolut Gehör geschenkt werden sollte.Andreas Kanatschnig
urban-playground.at