Festakt mit Kopfwäsche für die Politik

Datum: Di, 15.12.2015
Quelle: Kleine Zeitung, Kultur

KULTURPREISE 2015

Eine kämpferische Ansage in F-Dur: Der Musiker Dietmar Pickl mischte mit einer beherzten „Rede zur Lage der Kultur in Kärnten“ die Kulturpreisverleihungsfeier in Klagenfurt auf.

USCHI LOIGGE

Die Kultur hat ihre Aufgaben längst gemacht, weitere Kürzungen im Kulturbudget retten das Land nicht.“ Diese Feststellung trägt Kulturreferent Christian Benger wie ein Mantra mit sich, auch am Sonntagabend bei der Kulturpreisverleihung im Konzerthaus Klagenfurt. Ob die von Benger gewünschte „vielfältige lebendige Kulturszene“ mit den von der Politik versprochenen „soliden Voraussetzungen und Rahmenbedingen“ leben kann, wird sich weisen. Aktuell ist die Unsicherheit groß – etliche Kulturinstitutionen rechnen mit weiteren Kürzungen zu den bereits beschlossenen Einsparungen.

Das von Benger als Schwerpunktjahr der freien Kulturinitiativen ausgelobte Jahr 2016 nahm der Musiker Dietmar Pickl, zum Anlass nachzufragen: „Aber was passiert 2017, 2018 und danach?“ Bei einem Festakt, bei dem üblicherweise Lobeshymnen (in strahlender D-Dur) die Klagelieder (c-Moll) überwiegen, brachte der Würdigungspreisträger die „kämpferische Tonart“ ins Spiel und hielte eine flammende Rede „in F-Dur“ zur Lage der Kultur in Kärnten. „Nicht jeder Tag trägt Lederhosen“, zitierte Pickl den ersten Satz aus Gert Jonkes Stück „Die Hinterhältigkeit der Windmaschinen“. Das Schwerpunktjahr des Brauchtums habe Kärnten gerade hinter sich, das 2013 erfolgte Auf- und Durchatmen nach langen Jahren freiheitlicher Kulturpolitik aber auch. „Warum hat Kärnten von allen Bundesländern das geringste Kulturbudget? Warum stört das die Politiker nicht?“, fragte Pickl in die festliche Runde. Und, wenn die freie Szene ohnehin so einen geringen Anteil am Kulturbudget hat – warum nicht das Wenige verdoppeln. Dadurch würde das Land (wie Benger eingangs erklärt hatte) nicht ärmer, aber den Initiativen wäre geholfen.

Weiters plädierte Pickl für eine Förderung der slowenischen Kulturvereine im Rosen-, Jaun- und Gailtal, die sich bisher mit Mitteln der Volksgruppenförderung auf unterstem Level begnügen müssten. Sein Appell: „Rož, Podjuna, Zila soll nicht nur gesungen, sondern auch gefördert werden!“

Schließlich warnte Pickl davor, Marktrichtlinien bei der Kultur anzulegen. Die Kulturschaffenden seien „Spürnase, Augenblick und Feinohr“ für das nicht Offensichtliche.

In ähnlichem Fahrwasser bewegte sich Kulturpreisträger Bruno Strobl. Der mittlerweile in Wien lebende Komponist warnte vor Quotendenken. Wohin dies führe, höre man im Kärntner Regionalradio, wo der Anteil zeitgenössischer Musik in den letzten Jahren um 70 Prozent gesunken sei. „Eine Förderung Neuer Musik ist in Kärnten praktisch nicht vorhanden“, sagte Strobl, den das Ensemble schnittpunkt.vokal mit einem seiner Kärntenlieder überraschte. Strobl hat 16 solcher Lieder geschrieben und wurde dafür, wie er erzählte, vom Kärntner Sängerbund mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet, gesungen würden seine Lieder aber nicht.

Wäre eine Ehrennadel für die erfrischendste Laudatio zu vergeben, sie ginge an Christoph Chorherr. „Stellen Sie sich vor, Sie müssten in Österreich in zehn Wochen ein Haus bauen“, würdigte der Grünpolitiker die Leistung von Studenten der FH Kärnten, die Sozialbauten in Südafrika planen und errichten. Im Rahmen des Projekts „SCHAP!“ gelinge es im besten Sinn, Menschen nicht nur auszubilden, sondern zu bilden, lobte Chorherr. Die FH-Studenten, die ihren Mentor Peter Nigst zur Übernahme des Würdigungspreises begleitet haben, räumten dann auch einen Riesenapplaus ab. Heftig akklamiert wurden auch die anderen Preisträger (siehe Info).

 

Kulturpresse

Mi, 22.12.2021, Kleine Zeitung-MeinTag

Ein erfrischender Sound in der Villa

„Data Flow“, so nennt sich das neue 2021 er­schie­ne­ne Album der Band „delta con­cept“. Die un­fass­ba­re Menge an Daten und die zu­neh­men­de Di­gi­ta­li­sie­rung un­se­rer Welt sind kom­pro­miss­los in Kom­po­si­ti­on und Per­for­mance der Musik ein­ge­ar­bei­tet. Im Band­sound pral­len dicht­ge­-wo­be­ne Syn­the­si­zer­flä­chen auf ga­lak­tisch ent­frem­de­te Gi­tar­ren­klän­ge um­ge­ben von elek­tro­nisch an­mu­ten­den Groo­ves. Ein­tritt frei.