Ein “einzigartiges” Archivierungsprojekt
50 | Kultur | Donnerstag 6. Mai 2021 |
KULTURSZENE
Ein „einzigartiges“ Archivierungsprojekt
Die Bestände der Verlage Wieser und Drava werden aufgearbeitet – dank der Hilfe von Herbert Waldner.
Als Lojze Wieser im Jahr 1987 seinen Wieser-Verlag gründete, konnte er schon auf einige Erfahrung als Verleger zurückblicken: Fünf Jahre lang war er Geschäftsführer des Drava-Verlags gewesen und hatte maßgeblich mitgeholfen, dass die slowenischsprachige Literatur in Kärnten wahrgenommen wird. So erschien bei Drava mit Florjan Lipuš’ „Zmote dijaka Tjaža“ („Der Zögling Tjaž“) erstmals ein slowenischsprachiges Buch in einem österreichischen Verlag. Ob Peter Handke, Gustav Januš, Karl-Markus Gauß, Cvetka Lipuš, Maja Haderlap oder Lydia Mischkulnig: Die Verlage Drava und Wieser haben nicht nur einen maßgeblichen Beitrag zur Kärntner Literaturgeschichte geleistet, sondern entfalteten ihre Wirkung weit über die Grenzen Österreichs hinaus – etwa durch die Reihe „Europa erlesen“, in der rund 10.000 Texte von 4000 Autorinnen und Autoren abgedruckt wurden.
Diese kulturpolitische Bedeutung wird nun in einem „einzigartigen Projekt“ aufgearbeitet, um „das uns die anderen Verlage in Österreich beneiden“, erzählt Lojze Wieser: Der Bestand der beiden Verlage, der über Jahrzehnte angesammelt wurde, wird archiviert: Viele Original-Manuskripte, der gesammelte Briefverkehr, diverse Autoren-Verträge oder die Wirtschaftsgeschichte der beiden Verlage werden aufgearbeitet. Wo es Lücken gibt, wird auch außerhalb der eigenen Bestände nach Material fürs Archiv gesucht. Ziel ist eine geordnete Sammlung, mit der eine wissenschaftliche Aufarbeitung bestmöglich vorbereitet wird. Dabei geht es um eine Dokumentation der Verlagstätigkeit im Rahmen des kulturellen Schaffens, aber auch als Quelle für Wirtschaftsgeschichte.
Möglich gemacht hat das Projekt „Riedergarten“-Chef Herbert Waldner, der schon „For Forest“ unterstützte. Der kulturaffine Unternehmer finanziert über drei Jahre eine Vollzeitstelle für die Archivaufarbeitung. Zum Abschluss soll das Material einer geeigneten Institution (etwa Österreichischer Nationalbibliothek oder Universität Klagenfurt) übergeben werden, zur weiteren Forschung und Aufarbeitung einiger wichtiger Kapitel der Kärntner Kulturgeschichte.
Marianne Fischer