Es tropft dein feuchter Blick auf mein Verlangen.“ Dieses von „Bilderbuch“-Mastermind Maurice Ernst besungene Verlangen lässt sich auf den Hunger nach der guten Musik im trüben Corona-Alltag umlegen. Vor einigen Jahren schon gab die Band im Klagenfurter Club „stereo“ ein fulminantes Konzert.
Wenn man dieser Tage vernimmt, dass der „stereo“-Club in Klagenfurt vor der Entscheidung steht, 2021 nicht mehr aufzusperren, muss man den nahen Tod einer ohnehin nur noch rudimentär vorhandenen Szene befürchten. Im „Mammut Club“ am Messegelände der Lindwurmstadt schlug man sich wacker: Club-Betreiber Lukas Geyer verhehlt aber nicht: „Es herrscht schon ein bisserl Trauerstimmung.“ Neben „Mammut Club“, „stereo“ und der Innenhofkultur in der „Villa for Forest“ in Klagenfurt zählen das „Step“ in Völkermarkt, das „Bluesiana“ in Velden und der Kulturhofkeller Villach zu den heimischen Trägern einer Club-Szene, die auch teilweise ein jüngeres Publikum bedient. „Die Leute haben Angst und kein Geld“, fasst Geyer die Stimmung zusammen. Von geplanten 50 Konzerten konnten nur 20 stattfinden: „Mit einem Drittel der Leute.“ Tanz-Veranstaltungen mit Drum ’n’ Base und House im Sitzen sind nicht möglich. Das Schwierigste für Geyer und seinen Kompagnon Philipp Lippitz ist: „Wir haben keine Laufkundschaft und können uns kaum eine neue Klientel aufbauen. Und die Künstler sagen nach der Reihe ab.“ Helfen würde einem Club wie dem „Mammut“ ein Fixkostenzuschuss. Dennoch veranstaltet man mit der Unsicherheit als steter Begleiter weiter: Am 24. Oktober kommt die Post-Grunge-Band „Puresify“ in den Club.
Sollte die Corona-Pandemie in ähnlicher Intensität den Winter wie den Frühling bestimmen, wird es wohl bald eine Post-Club-Szene in Kärnten geben: „Wir werden aufhören müssen, obwohl wir einen top erfolgreichen Live-Club haben. Ich kann unter den momentanen Corona-Vorschriften den Club nicht betreiben, weil ich nur zugewiesene Sitzplätze mit Abständen anbieten kann. So sind nur 40 Personen möglich“, sagt Marina Virgolini vom „Stereo“. Unter 100 Personen „ist ein Konzert für uns nicht wirtschaftlich.“
Noch ungewiss ist die Zukunft im „Step“ Völkermarkt: „Unser Haus hat einen Eigentümerwechsel hinter sich. Der neue Besitzer macht einen neuen Eingang, doch der Umbau dauert etwas länger“, sagt Friedrich Zirgoi. Man hoffe aber, dass man im November den Club aufsperren kann. In der „Villa for Forest“ am Klagenfurter Viktringer Ring engagiert sich die Innenhofkultur rund um Raimund Spöck für ein Programm in der Krise: Morgen beehrt das Smrdel-Škofic-Trio die Villa. „Das ist ein Zwischendurch-Test. 30 Leute bringen wir unter“, sagt Spöck. Die geringe Anzahl an Gästen ist für ihn auch eine der größten Schwierigkeiten. „Die zweite Schwierigkeit ist das Gefühlsmäßige.“ Man wisse nie, ob Angst und Vorsicht im Steigen begriffen sind. Auch im Kulturhofkeller Villach finden nur 40 Personen anstelle von 120 Platz: „Unser Programm ist schmäler. Wir brauchen mehr Personal bei weniger Publikum“, sagt Stefan Ebner, der mit den Veränderungen lebt.
„Es ist schwierig, aber ich mache weiter“ ist auch die Devise von Gudrun Kofler im „Bluesiana“ Velden: „Im Schnitt kommen 30 bis 35 Leute.“ Aber was wäre die Welt ohne Clubs: „Man braucht Konzerte für die Seele, man kann nicht nur zu Hause sitzen.“