Das Wurmen zieht sich in die Länge
Das Unikum fragte: „Wo ist in der Kärntner Kulturszene der Wurm drin?“ UNIKUM
Kritische Kulturarbeiter: Gerhard Pilgram und Emil Krištof KLZ/TRAUSSNIG
Unikum-Stimm(ungs)zettel zur Gemeinderatswahl am 1. März
Das Wurmen zieht sich in die Länge
Vor Weihnachten hat das Unikum zehn Fragen zur Kärntner Kulturpolitik aufgeworfen. Wir haben nachgefragt, was aus der Aktion geworden ist.
USCHI LOIGGE
Aktuell schlägt das Unikum vor, bei der Gemeinderatswahl, den Kreis O auf dem Wahlzettel mit zwei Strichen in ein „IQ“ umzuarbeiten. Nachsatz: „Auch Sie können zur Anhebung des durchschnittlichen Intelligenzquotienten im Klagenfurter Gemeinderat und Stadtsenat beitragen.“ Eine witzige Wahlkampfempfehlung. Ernst gemeint, wenn auch nicht zur Nachahmung empfohlen, wenn man einen gültigen Stimmzettel abgeben will.
Was wurmt
Viel Zustimmung und Wohlwollen von den Kärntner Kulturinitativen, aber keine Reaktion von offizieller Seite erntete das Unikum mit seiner Aktion „Es wurmt/Črvavi“ vor Weihnachten, für die Emil Krištof und Gerhard Pilgram zehn Fragen zum Status quo der Kultur im Land formulierten. Darunter etwa: Warum hat sich die Hoffnung auf eine kulturpolitische Wende im Lande nicht erfüllt? Warum erklärt Kulturlandesrat Christian Benger 2015 zum „Jahr des Brauchtums“, statt ein „Jahr der zeitgenössischen Kulturarbeit“ auszurufen? Warum fällt den Koalitionspartnern zu diesem Thema nichts ein. Oder auch: Warum die von Bengers Amtsvorgänger Wolfgang Waldner angekündigte „vollwertige Kulturabteilung unter neuer Leitung“ noch immer auf sich warten lässt.
Auch rund um die von Waldner als kreative Ergänzung zum Kulturherbst installierte Transformale gibt es Irritationen. Die erste Veranstaltungsreihe wurde über die Kärnten Werbung abgewickelt, die Projekte wurden von den Kuratoren Ulli Sturm und Tomas Hoke ausgesucht. „Jetzt kommen die Absagen für einzelne Projekte von Erika Napetschnig, der Leiterin der Unterabteilung Kultur“, stellt Emil Krištof fest. Die Kulturinitiativen würden dies als Hinweis darauf werten, dass man noch weit von einer starken, unabhängig und transparent agierenden Kulturabteilung entfernt sei. Von einem Aufbruch könne keine Rede (mehr) sein. Gerhard Pilgram hat zwar Verständnis für die großen Herausforderungen, welchen sich die Kärntner Landespolitik stellen muss, trotzdem „ist es bedauerlich, dass die SPÖ und die Grünen die Kultur komplett ausgeblendet haben“. Adressat der vorweihnachtlichen Liste zu dem, was wurmt, sei ja nicht allein der Kulturreferent Benger, sondern auch seine Regierungskollegen Peter Kaiser und Rolf Holub.
Benger, bei dem die Unikum-Leute um einen Termin gebeten haben, hat übrigens mittlerweile reagiert. In der Kärntner Kulturzeitschrift „Die Brücke“, für die seit Oktober Erika Napetschnig das Editorial schreibt, gibt er seiner Pressereferentin ein Interview. Auf die Frage von Gerlind Robitsch, wie er die Kritik des Unikums am „Jahr des Brauchtums“ sehe, antwortet Benger: „1. Sind kritische Geister willkommen. Diese Wende in Kärntens Kulturpolitik haben wir geschafft. 2. Hat sich das Unikum nicht an mich gewandt, ich habe weder entsprechende Post oder Telefonate erhalten. Das Unikum hat sich nur an die Medien gewandt. Auch ein Zeichen . . . 3. Muss sich vor Brauchtum und Tradition niemand fürchten. Fürchten musste man sich vor der Vereinnahmung und Ausgrenzung, die bis vor zwei Jahren in Kärntens Kultur und Brauchtum herrschten, das ist vorbei.“
Das Jahr 2015 beginnt das Unikum nach guter Tradition übrigens mit drei Wanderungen, die alle bereits ausverkauft sind. „Zu jedem Termin sind zwei Busse voll“, sagt Krištof. Am 4. März wird an der Uni eine Ausstellung zur „Durststrecke“ (dem Projekt 2013/14) eröffnet.