Basisdatenerhebung: „Wir sind der größte kulturelle Player“
Kärntens bunte Szene am Beispiel von Kulturinitiative Gmünd, Heunburg, Bluesiana, K3 Filmfestival, Hortus Musicus, Panorama Damtschach, Unikum und Lendhauer ©KK/Schwinger
Für ihn stelle die freie Kärntner Kulturszene „eine der wichtigsten Säulen für die gesellschaftliche Entwicklung dar“, beteuerte Landeskulturreferent Christian Benger im Vorfeld der IG-KIKK-Pressekonferenz und stellte den „kulturellen Nahversorgern“ Mehrjahresverträge sowie ein „einheitliches und für alle nachvollziehbares Fördermodell“ in Aussicht. Motto des ÖVP-Politikers: „Die Zeit der Willkür ist vorbei.“
Den äußeren Anlass für diese deutliche Distanzierung von 15 Jahren freiheitlicher Kulturverwaltung bot eine Basisdatenerhebung, die bereits Bengers Vorgänger Wolfgang Waldner in Auftrag gegeben hatte – übrigens die erste für die freie Szene seit 1996. Das gestern in Abwesenheit des kurzfristig verhinderten Kulturreferenten präsentierte Studienergebnis hielt dabei so manche Überraschung parat.
Humorfestival & Co.
„Unabhängig vom qualitativen Aspekt belegen die erhobenen Zahlen, dass die freie Szene bei Weitem der größte kulturelle Player in Kärnten ist“, schickten die ehrenamtlichen IG-KIKK-Vorstände Angelika Hödl, Niki Meixner und Gerhard Pilgram voraus. Schließlich seien 2013 bei 3732 Veranstaltungen 226.672 Kulturinteressierte erreicht worden, exklusive die rund 34.000 Besucher des Klagenfurter Volkskinos. Zum Vergleich: der kulturelle Leitbetrieb Stadttheater zählte in der Saison 2012/13 rund 108.000 Gäste.
Am Anfang der im vergangenen Sommer durchgeführten Studie stand für den Dachverband IG KIKK das „Wiederausfindigmachen“ der freien Kulturszene. Von 82 kontaktierten Initiativen nahmen schließlich 65 an der Befragung teil, darunter so bekannte Einrichtungen wie das Heunburg Theater, das Musikforum Viktring oder das Humorfestival Velden. Etwa die Hälfte davon ist in den Städten Klagenfurt und Villach ansässig. 43 Prozent sind im zweisprachigen Unterkärnten und zehn Prozent in Oberkärnten tätig.
Anhand von 68 Fragestellungen wurden schließlich wesentliche Erkenntnisse zur personellen, organisatorischen und finanziellen Situation der durchwegs gemeinnützigen Vereine gewonnen. Die vielleicht wichtigste: 2013 verbuchten diese Einnahmen von 3,2 Millionen Euro, wovon etwa die Hälfte aus Eigenleistungen lukriert wurde, sprich Eintritten, Mitgliedsbeiträgen oder Sponsoring. Pilgram: „Die unentgeltliche Arbeit der mehr als 1000 Ehrenamtlichen ist da noch gar nicht eingerechnet“.
Spendable Gemeinden
Rund 1,6 Millionen Euro kamen von der öffentlichen Hand. Den größten Teil davon steuerten überraschenderweise die Gemeinden (537.715 Euro) bei, gefolgt vom Bund (504.100 Euro) und dem Land Kärnten mit 469.916 Euro, wovon 360.416 Euro aus der Kulturabteilung stammten. Der Anteil am gesamten Kulturbudget entspricht demnach bescheidene 1,36 Prozent. Die Fördersumme pro Veranstaltungsbesucher beziffert die Studie mit 1,59 Euro. Hödl: „Auffällig dabei ist, dass die Schere zwischen den beantragten und tatsächlich bewilligten Förderungen beim Land am weitesten auseinander geht. Während die Gemeinden durchschnittlich knapp drei Viertel der beantragten Förderung gewähren, erhalten die Kulturinitiativen nur rund ein Drittel vonseiten des Landes.“
Auch die Kommunikation mit den einzelnen Förderstellen wurde hinterfragt. Die durchschnittlich vergebene Schulnote: 3,2. Aus der 56-seitigen Studie geht weiters hervor, dass nur fünf Personen ganzjährig in Vollzeit beschäftigt waren und rund ein Fünftel der Vereine über keinerlei Räumlichkeiten verfügt.
Defizite
Auch wenn sich seit dem Untersuchungszeitraum für die freie Szene einiges zum Besseren gewendet hat (die Förderung aus dem Landeskulturbudget betrug zuletzt 730.000 Euro), lässt das öffentliche Subventionsmanagment noch einiges an Wünschen offen. Selbst für die IG KIKK, die im Herbst ihren einzigen Mitarbeiter kündigen musste, weil das Land für 2015 keine Infrastruktur mehr fördern wollte. Pilgram: „Da hat es geheißen, wir müssen das Ganze in einzelne Projekte aufdröseln. Das haben wir auch gemacht, und seither liegt das Ganze in der Kulturabteilung.“
3.732
Veranstaltungen im Jahr 2013 ergibt bei den befragten Initiativen einen Durchschnitt von 59,2 pro Jahr. Der Großteil davon waren Eigenveranstaltungen (Konzerte etc.) bzw. Eigenproduktionen (Theater).
226.627
Besucher frequentierten im Jahr 2013 die 3732 Veranstaltungen der freien Kulturinitiativen. Das ergibt einen Mittelwert von 61 Personen pro Veranstaltung. Zählt man das Klagenfurter Volkskino mit seinen 33.955 Gästen dazu, dann kommt man auf eine tägliche Besucherfrequenz von 714 Personen.
1,36
Prozent des gesamten Kulturbudgets des Landes Kärnten flossen im Jahr 2013 in die Freie Kulturszene. Legt man alle Förderungen des Landes zugrunde, dann wurde jeder Veranstaltungsbesuch mit 1,59 Euro subventioniert. Zum Vergleich: die Förderung pro Karte bei großen Theatern beträgt bis zu 100 Euro.