Auf dem Weg zur „Stadt der Begegnung“
Das Klagenfurter Leitbild ist fertig. Bürger wünschen sich Investitionen in Sicherheit und Arbeitsplätze und Sparen bei Events.
Von Markus Sebestyen
Klagenfurt ist alles und deshalb auch irgendwie nichts.“ Dieses Fazit hat Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz veranlasst, sich auf Identitätssuche zu begeben. In einem aufwendigen Prozess wurden 61.000 Haushalte per Fragebogen nach ihrer Meinung zur Landeshauptstadt befragt. Unterm Strich steht nun ein neues Leitbild, das auch als Leitfaden für zukünftige politische Entscheidungen dienen soll. „Klagenfurt hat eine hohe Lebensqualität und eine nahezu perfekte Lage. Wir sind die Stadt der Begegnung“, fasst Projektleiter Martin Strutz das Ergebnis des Identitätsprozes- „Ein gutes Beispiel ist das Stadion. So etwas würde es jetzt nicht mehr geben. Wir können uns keine weiteren Schüsse aus der Hüfte mehr leisten“, sagt Mathiaschitz. Feststehe auch, dass die Stadt Zuzug brauche und der Abwanderung von jungen Menschen einen Riegel vorschieben müsse. Menschen, Familien und Unternehmen könne man nur für sich gewinnen, wenn man die Stadt als Ganzes attraktivieren könne. Ein erster Schritt dazu wäre ein Kongresscenter. „Das ist ein Projekt, das zu 100 Prozent dem Leitbild und den Anforderungen und Wünschen der Bevölkerung entspricht“, sagt Strutz. Nicht sonderlich gefallen dürften den Vertretern im Rathaus die Antworten zur Frage: „Was gefällt Ihnen nicht an Klagenfurt?“ Platz eins ging an die Straßen, Platz zwei an die Politiker selber. „Das hängt sicher auch mit den teilweise in der Öffentlichkeit ausgetragenen Streitereien zusammen. Wir sehen das Votum als Auftrag“, sagt Mathiaschitz, die sich als Ärztin schon weiter oben in der Beliebtheitsskala befunden hat. Zumindest bei der Präsentation des Leitbildes bekräftigten alle im Stadtsenat vertretenen Parteien, ihren Beitrag zur Umsetzung zu leisten.
Laut Umfrage stehen ein attraktives Arbeitsplatzangebot, Sicherheit und leistbarer Wohnraum an der Spitze der Wünsche. Beim Thema Sparen ist eine klare Tendenz zu erkennen. Dabei wird von einer großen Mehrheit ein Förderstopp für Veranstaltungen im Freizeit- und Sportbereich und für die „Freie Kulturszene“ und gemeinnützige Vereine gefordert. Am meisten Handlungsbedarf bestehe bei der öffentlichen Sicherheit, dem Radwegenetz und den Kindertagesstätten. Was heißt das konkret? Alle zukünftigen Projekte müssen laut Mathiaschitz im Einklang mit dem Leitbild entstehen.
In ungewohnter Eintracht bekannten sich alle Fraktionen zum neuen Leitbild der Stadt
SEBESTYEN
Sparen. 57 Prozent der Befragten fordern ein Sparen bei Veranstaltungen im Unterhaltungsbereich. Bei Kindertagesstätten oder dem öffentlichen Verkehr dürfe der Rotstift nicht angesetzt werden.
Rücklauf. Von 44 den an rund 61.000Haushalte versendeten Fragebögen wurden exakt 7944 verwertbare Exemplare zurückgeschickt.Das entspricht einer Rücklaufquote von 13 Prozent.
24 Handlungsbedarf. Geht es nach den Ergebnissen des Fragebogens, sehen 24 Prozent bei öffentlicherOrdnung und Sicherheit den meisten Handlungsbedarf.Auf Platz zwei liegen die Radwege.