Schürfen in Klangbergen
Der Austragungsort des Festivals New Adits lässt einen vorerst ungläubig aufhorchen. Kärnten?
Dabei haben Ingrid Schmoliner, Matthias Erian und Martin Schönlieb bereits zum vierten Mal mit viel Mut und wenig finanziellen Mitteln eine Reihe renommierter MusikerInnen aus dem In- und Ausland nach Klagenfurt/Celovec gelockt. Dass alle drei KuratorInnen sowie viele der Auftretenden ihre Wurzeln in Kärnten haben, war für diese Entscheidung ausschlaggebend – ein bewusster Akt, auch, um etwas musikalische Avantgarde wieder dorthin zurückzubringen. Experimente rund um Komposition und Improvisation, Klangforschung und Elektroakustik ließen in den drei November-Tagen in den schummrigen Räumlichkeiten des »raj« keinen Ton auf dem anderen.
Mit Ulla Rauter eröffnete eine junge Künstlerin das Festival, die mit ihren selbst entwickelten Instrumenten (»Fingertip-Vocoder«, »Glissando«) grandios die Schnittstellen zwischen Computer und Körper aufspürte. Tapes von Caroline Profanter, Lisa Rozmann, Bojana Šaljić und Field Recordings vom trockensten Punkt der Erde (desert sound) ließen das Bestreben erkennen, in diesem Jahr weiblichen MusikerInnen mehr Raum zu geben. Gespielt wurde auch mit der Materialität der Instrumente und erweiterten Gesangs- und Spieltechniken – etwa bei der italienischen Komponistin und Vokalistin Alessandra Eramo, deren Stücke um die Beschaffenheit der Stimme und den Moment der Lautbildung kreisten, oder beiWatussi, einem aufregend unberechenbaren Musikprojekt, das die Zuhörerschaft mit präpariertem Klavier (Ingrid Schmoliner), Klarinette (Joachim Badenhorst) und Kontrabass (Pascal Niggenkemper) in unentwirrbare Klangtiefen riss. Katharina Klement und Angélica Castelló bildeten mit ihren Solo-Stücken den klangreichen Abschluss dieses Festival-Geheimtipps, dem auch der kreative Austausch und die Vernetzung zwischen den MusikerInnen ein großes Anliegen ist. Und das gelingt.