Wem gehört Kärnten ?

Wem gehört Kärnten ?
Leser-Kommentar | Wilhelm Kuehs, 30. August 2012, 09:19

Wer die Kärntner Sagen aufmerksam und ohne ideologische Scheuklappen liest, findet hier vielleicht die Lösung aktueller Probleme

Seit
Jörg Haider und seine Buam in Kärnten an der Macht sind, wird ein
unbarmherziger Vernichtungsfeldzug gegen Künstler geführt. Warum die
rechten Recken solche Angst vor Schriftstellern, Malern und Musikern
haben, erklären die Kärntner Sagen.


Wenn von Kärntner Künstlern die Rede ist, dann kommen meist jene ins
Blickfeld, die das Land verlassen haben. Viele aber sind hier geblieben.
Als Kulturarbeiter in Kärnten zu leben und zu arbeiten ist oft mühsam,
frustrierend und manchmal auch existenzbedrohend. Hier wird ein
langwieriger und zermürbender Kampf ausgetragen zwischen der FPK, oder
wie sich die rechten Buam gerade nennen, und dem größeren Kärnten.


Germanisierungswahn geht heute noch um


Ich kämpfe diesen Kampf schon seit 20 Jahren. Als Autor, als
Veranstalter und als Lehrender. Mit der Aufarbeitung der Sagen aus
Kärnten und mit meiner Beschäftigung mit Brauchtum und Geschichte des
Landes mache ich den Nazis und den Rechten ihre angebliche Tradition
streitig.


Kärntner Sagen. Die Kärntner Sagen, immer wieder von Politikern und
Heimatverbänden vereinnahmt, wurden erstmals 1914 von Georg Graber
herausgegeben. 1944 erschien ein Band in der Schriftenreihe des
deutschen Ahnenerbes. Ein Zitat von Heinrich Himmler verunzierte das
Titelblatt.


Graber war ein ausgewiesener Deutschtümler, Mitglied der NSDAP und
Mitbegründer der sogenannten „Kärntner Wissenschaft“. Liest man seine
Texte über Volkskultur, dann stammt in Kärnten alles von den Germanen
ab. Das Ringen in den Nockbergen führt Graber sogar auf isländische
Einwanderer zurück. Dieser Germanisierungswahn geht durchaus heute noch
um.


Ich wende mich gegen Graber und seine Nachahmer, gegen eine
Auseinandersetzung mit Tradition, die durch völlige Unkenntnis und
Ignoranz der aktuellen wissenschaftlichen Debatte glänzt, gegen die
angeblichen Traditionsbewahrer, die die Asche anbeten, statt das Feuer
weiterzugeben.


Genau gelesen sehen die Sagen anders aus


Wer die Kärntner Sagen aufmerksam und ohne ideologische Scheuklappen
liest, findet in ihnen vielleicht sogar die Lösung aktueller Probleme.
Die Sagen unterstützen nämlich ganz und gar nicht den übersteigerten
Männlichkeitswahn, diese wild gewordene Gier, die derzeit in Kärnten an
der Macht ist. Die Kärntner Sagen werden von den Saligen Frauen und der
Guten Frau Percht beherrscht.


Dabei zeigt sich eine Moral, die so gar nicht zu den Rechten, zu den
Nazis und Deutschtümlern passt. Die lauten Rabauken, die Gierigen und
Brutalen werden bestraft. Denen dreht die Gute Frau Percht das Gesicht
in den Nacken. Die leisen Menschen, jene, die auf ihre innere Stimme
hören und den Anweisungen der Feen folgen, werden belohnt. So könnte man
es verkürzt formulieren. Kärnten blüht. Die Kärntner Realität
widerspricht dem Befund der Sagen, könnte man meinen.


Künstlerland Kärnten


Aber der erste Eindruck täuscht. Wenn man auf die Saligen Frauen
hört, dann schaut man genauer hin, dann kümmert man sich nicht um
Politiker, die von einem Nudelfest über das Beach Volleyball Grand Slam
zum nächsten Speckevent hetzen und bei jedem Sauschwanzaufheben dabei
sind. Wenn man dieses Geschrei einmal ausblendet, kommt ein anderes
Kärnten zum Vorschein. Das Kärnten, für das nicht Jörg Haider und seine
Konsorten als Schutzpatrone stehen, sondern Christine Lavant, Ingeborg
Bachmann und Maja Haderlap.


Dieses Kärnten hat sich nie vereinnahmen lassen. Von der
Künstlerstadt Gmünd über die freien Theatergruppen und die vielen
Schriftsteller, Maler und Musiker bis hin zur Kulturintiative Bleiburg
lassen sich die Kulturarbeiter nicht korrumpieren und prägen dieses Land
stärker, als es daher- bzw. davongelaufene Politiker jemals könnten.


Seit über 20 Jahren bemüht man sich in Gmünd, bildende Kunst,
Literatur und Theater in den Alltag zu verweben. Und Bleiburg, am
anderen Ende Kärntens sozusagen, ist der lebende Albtraum freiheitlicher
Kulturpolitik. Von der Svaveja Uta am Wiesenmarkt über die
Kulturinitiative bis hin zum Center for Choreography Bleiburg gehen hier
sogenannte Volkskultur und sogenannte Hochkultur Hand in Hand. Kärnten
ist also durchaus ein guter Boden für Intellektuelle, für Künstler und
die Entwicklung einer solidarischen und selbstkritischen Gesellschaft.


Vor diesem Kärnten haben die Buam große Angst. Deshalb auch das
unablässige Geschrei und der seit Jahrzehnten geführte Kampf gegen
Künstler und Kulturarbeiter in Kärnten. Gestrichene Subventionen,
persönliche Angriffe und Hetzkampagnen haben zwar einige in die Knie
gezwungen und aus dem Land getrieben, aber die Erfolge der rechten Buam
nehmen sich mager aus neben dem dennoch blühenden Kulturleben in
Kärnten. Man kann nicht alle Leute kaufen und nicht alle lassen sich
einschüchtern. Deshalb werden die Buam diesen Kampf verlieren.
(Leserkommentar, Wilhelm Kuehs, derStandard.at, 30.8.2012)

Wilhelm Kuehs (geb. 1972) ist
Kulturwissenschaftler und als Lektor an verschiedenen Universitäten
tätig. Er lebt mit seiner Familie in Völkermarkt. Im Herbst
erscheint bei Styria „Sagen aus Kärnten, Friaul und Slowenien“.


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