„TTIP greift Europas Vorsorge an“
Interview
Ernst Ulrich von Weizsäcker, Co-Präsident des Club of Rome, warnt vor Folgen des Freihandels- abkommens TTIP. Für Klima und Jobs in Europa will er Energie teurer und Arbeit günstiger machen.
Sie plädieren als Vordenker für Energieeffizienz und Klimaschutz für eine Kultur der nachhaltigen Genügsamkeit. Wie üben Sie diese selbst?
ERNST ULRICH VON WEIZSÄCKER: Ich bin eine Katastrophe als Vorbild. Ich fahre nicht mit dem Fahrrad oder mit der Eisenbahn, sondern nehme das Flugzeug, wenn ich nach China reise oder nach Kalifornien (lacht). Als Familie leben wir natürlich in einem Passivhaus. Wir versorgen uns fast nur aus Ökolebensmitteln, die weniger Energie brauchen. In unserer Großfamilie mit einer unserer Töchter mit Mann und drei Kindern haben wir zusammen vier Führerscheine, aber nur ein Auto. Das ist für Deutschland ungewöhnlich. Normalerweise hat man für vier Führerscheine zwei bis vier Autos.
Sie zählen zu den 100 einflussreichsten Wissenschaftlern unserer Zeit und sind auch Co-Präsident des Club of Rome, der früh die Grenzen des Wachstums voraussagte. Was ist heute dessen Strategie zum Klimaschutz?
WEIZSÄCKER: Das Thema ist die Entkoppelung des Wohlstands vom Naturverbrauch. Wenn man das hinkriegt, sind die Gleichungen des Club of Rome, die er 1972 unter dem Titel „Limits of Growth“ aufstellte, auf einmal völlig andere. Damals war sogar die lokale Verschmutzung fest verheiratet mit Industrieoutput. Wenn die Gesellschaft durch Industrieoutput reicher wurde, wurde sie schmutziger. Das wurde bei der Wasser- und Luftverschmutzung zum Teil entkoppelt, sehen Sie Ihre sauberen Seen an. Was man noch nicht entkoppelt hat, sind der Energieverbrauch, die CO2-Emissionen, der Materialienverbrauch. Wenn man sich die Strategie des Club of Rome zu eigen macht, dann kommt das Ländern entgegen wie Japan, Österreich, Deutschland – Ländern, die nicht in Ressourcenfülle schwelgen wie etwa Kanada oder Brasilien.
Ihr Ansatz dazu war schon vor Jahren der „Faktor 4“ – aus einer Kilowattstunde Strom vier Mal so viel Ertrag herauszuholen als vorher. Wo steckt das größte Potenzial für Energieeffizienz?
WEIZSÄCKER: Im Gebäudebereich. Der verbraucht etwa die Hälfte der Energie eines Landes. Wir verschleudern Wärmeenergie ohne Ende, das kann man korrigieren. Mit Plusenergiehäusern oder in der Industrie mit Kaskadennutzung von Energie.
Inzwischen fordern Sie dazu einen Faktor 5 ein.
WEIZSÄCKER: Die Chinesen schlugen sogar Faktor 8 vor, weil es auch eine Glückszahl ist, aber so ehrgeizig bin ich nicht.
Ausgerechnet China, wo derzeit weltweit ein gigantisches Atomenergieausbauprogramm läuft?
WEIZSÄCKER: Nein, die Chinesen haben eine interne Übereinkunft, nie mehr als fünf Prozent aus Atomenergie zu gewinnen, denn sie wollen von dem Teufelszeug nicht so abhängig werden wie Japan oder Frankreich.
Deutschlands Atomausstieg bis 2026 halten Sie für realistisch?
WEIZSÄCKER: Sehr realistisch. Seit dem Ausstiegsbeschluss hat der Stromexport aus Deutschland zugenommen, weil es einen gigantischen Zuwachs an erneuerbarer Energie gibt. Im Gesamtenergiebereich haben die erneuerbaren Energien hier die Atomenergie bereits überholt.
Zu exorbitanten Förderkosten.
WEIZSÄCKER: Wenn man die Energieeffizienz strategisch erhöht, braucht der Anstieg der erneuerbaren Energien nicht mehr so steil zu sein, kann man die Kohleenergie zurückfahren und aus der Atomenergie aussteigen. Was will man mehr?! Die Alpenländer haben es dabei sogar leichter. Die Frage ist, ob der Preis adäquat ist. Man muss aber sehen, dass das Thema Energieeffizienz noch kaum angetastet ist. Energieeffizienz kann die ganze Atomenergie überflüssig machen.
In Österreich wurde das effizienteste und modernste Gaskraftwerk Mellach gerade eingemottet.
WEIZSÄCKER: Wie in Deutschland. Total verrückt, ein Irrsinn! Das liegt auch daran, dass der Preis für CO2-Emissionen in Deutschland so abgesackt ist. Damit ist der Preisvorteil von Gas gegenüber Kohle kollabiert. Die Gaspreise sind trotz Fracking in Amerika kaum kalkulierbar und tendenziell wachsend. Dazu kommt die Geschichte mit dem Russengas und der Ukraine.
Sie wollen das Verhalten der Menschen ändern, indem Sie höhere Preise für Energie fordern. In Österreich waren Pläne der Voest, das nächste Werk aus Energiekostengründen in Texas zu bauen, jedoch wie ein Warnschuss.
WEIZSÄCKER: Ich habe dazu drei unterschiedliche, aber miteinander harmonierende Vorschläge. Erstens, dass die Energie in dem Maße teurer werden soll, wie die Effizienz zunimmt. Man würde also für das, was man im Monat an Energie verbraucht, nicht mehr zahlen. Zweitens, einen Sozialtarif für arme Haushalte, denn sonst sind sie die Leidtragenden. Drittens, für Branchen eine mit dem Staat vereinbarte Aufkommensneutralität. Dann haben die keinen Grund auszuwandern, aber innerhalb der Branche kommt es zu einem Effizienzwettbewerb. Die Amerikaner wollen Ressourcen verprassen. Ich will für Europa eine Verschiebung von Rationalisierung der Arbeit zu Rationalisierung von Naturverbrauch, damit das Schaffen von Arbeitsplätzen betriebswirtschaftlich leichter fällt.
Sie fordern – auch aus Gründen der Energieeffizienz – globale Bit-Steuern auf versendete Daten.
WEIZSÄCKER: Der Energieverbrauch pro Bit ist seit den ersten Laptops vor 20 Jahren um den Faktor 1000 geringer geworden. Eine fantastische Effizienzverbesserung. Gleichzeitig hat sich der Energieverbrauch im IT-Bereich auch vertausendfacht, weil sich die Bit-Zahl millionenfach vergrößert hat. Der allergrößte Teil ist Mist, Trash, Spam. Niemand wird dafür bestraft, dass er den anderen zumüllen darf. Spam verschicken muss etwas kosten.
Das soll gehen? Man stockt sogar mit einer minimalen Steuer auf rasende Finanztransaktionen.
WEIZSÄCKER: Weil die Angelsachsen zu allem Nein sagen, die wollen nicht, dass sich irgendetwas ändert. Außer explosivem Wachstum, an dem sie verdienen. Sie sabotieren Langfristigkeit und den Klimaschutz. Europa muss sich hingegen als magnetisch attraktiver Partner präsentieren für Nationen, die sich auch langfristig ausrichten wollen.
Für heftige Diskussionen sorgt das Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und Europa. Was ist Ihre Sichtweise dazu?
WEIZSÄCKER: Wenn es im Wesentlichen um den Abbau von Zöllen geht, sagen wir: Schön, machen wir das doch! Aber in Wirklichkeit geht es den Amerikanern um etwas ganz anderes. Nämlich, das von ihnen verhasste europäische Vorsorgeprinzip abzuschaffen und es zu ersetzen durch das, was sie „Sound Science“ nennen. Das bedeutet, der Staat darf überhaupt erst in einen Prozess eingreifen, wenn mit Sound Science bewiesen ist, dass es Schadwirkungen gibt. Stellen Sie sich das einmal beim Klima vor. Wollen Sie da hundert Jahre warten, bis es wissenschaftlich erwiesen ist, was darauf Einfluss nimmt? Und vorher dürfen wir keine Vorsorge treffen?
Auch, wie vielfach befürchtet, bei Nahrungsmitteln, beim Essen?
WEIZSÄCKER: Auch da können sich Probleme mit gentechnisch manipulierter Nahrung erst nach Jahren oder Jahrzehnten zeigen.
Sie sind Biologe, haben 1968 in Freiburg über das Formensehen der Bienen promoviert. Wenn Sie heute die veränderte Welt ansehen, sind Sie zuversichtlich für das Leben, einschließlich das der Bienen?
WEIZSÄCKER: Ja. Denn die Natur ist erstaunlich robust. Und die Menschheit ist im Prinzip lernfähig. Dass sie zurzeit nicht viel lernt, liegt allerdings an der Dominanz der Kurzfristdenker, insbesondere im angloamerikanischen Raum. Wenn wir alle unsere Hoffnungssprösslinge an die Harvard Business School zum Brainwashing schicken, dann haben wir auch mit verloren. Wenn wir dagegen die Jugend in Europa in den Schulen dazu bringen, auch langfristig zu denken, sind wir Europäer auf jeden Fall lernfähig. Und wenn wir dann noch eine vernünftige Allianz mit den Asiaten machen, ist es ein Gewinnspiel, denn dann gehen die Amerikaner mit, weil sie nicht auf der Verliererseite stehen bleiben wollen.
INTERVIEW: ADOLF WINKLER – Kleine Zeitung, 6.1.2015
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