„LESUNG DER KLAGENFURTER GRUPPE“ – 17 Uhr

Datum: Mi, 01.12.2010
Veranstalter: Klagenfurter Gruppe
Ort: raj, Badgasse 7, 9020 Klagenfurt

Es liest: Daniel Blümel

Zu Daniel Blümel, dem Lesenden:

„Das Dreifamilienhaus stand am Hang. Fast Dreifamilien, vielmehr Dreiparteien. Dreihaushaltehaus; denn was war es in letzter Zeit? Ein Weihnachtsfest mit Fußfesseln, er erinnerte sich noch gut. Ja, gut. Normalerweise sind wir nach der Kirche immer in Weihnachtstimmung, aber heuer. Was heuer? Stimmung nach der Scheidung, den Blick des Kleinen hätte man sehen müssen. Was jetzt, was? Essen natürlich. Ein Weihnachtsfest; kein Schnee sowieso und gespieltes Idyll. Seltsam, dass ihn das so mitnahm; er war ja nicht betroffen. Betroffen in dem Sinn. Die Scheidung der Tante ist die Scheidung der Tante, nicht mehr. Bloß das. Gut, er wusste wie Eltern sich auseinender lebten, das wusste er. Das hatte schon zu frühen Erkenntnissen geführt, zu ernüchternden Klarstellungen. Mein Leben liegt in Trümmern; rascheres Erwachsenwerden. Später: ein Sehnen nach Kindheit. Und es wiederholt sich; den Blick des Kleinen hätte man sehen müssen, ganz bestimmt dann. Oder.“

So beginnt Daniel Blümels Erzählung „Hiermit zweihundertsiebenundsiebzig“. Die Rückkehr eines jungen Mannes in sein krisengepeinigtes Elternhaus, ein „Dreihaushaltehaus“ – Tante, Onkel, Vetter, Großeltern, Eltern. Nun wohnt nur noch die Tante dort, die Großeltern tot, die Eltern in Streit ausgezogen, der Vetter auf tragische Weise verunglückt. Und die Tante, die Tante ist geschieden, eine Ehe, der die Luft, die Leidenschaft ausgegangen ist, zerbrochen an den Alltäglichkeiten, kompensiert in der Zurechtbiegung der Natur, so als könnte man sich Liebe und Geborgenheit erarbeiten, der Schein muss aufrechterhalten werden.

Schauplatz der Erzählung ist das “Elternhaus“, am Hang gelegen, bezogen auf die Kärntner Topographie mit einem Gebiet wie dem Techelsberg zu vergleichen – Haus an Haus gekettet, jedem seinen zurechtgestutzten Garten, allgemeines Schweigen, eine perfekte Landschaft für einen perfekten Krimi, doch es passiert nichts, nichts Augenscheinliches – Momentaufnahmen eines Sich-Erinnerns in Form von Gerüchen, Gegenständen und der das Ganze dekorierenden Naturlandschaft.

Sprachlich und stilistisch gesehen haben wir es mit einer kühlen, oft trümmergleichen Sprache zu tun – immer wieder Fragen, immer wieder ein ODER, immer wieder SO EBEN, immer wieder der Versuch in das Dickicht der Scheinidylle einzutauchen, es zu dekonstruieren, aber niemals wird es aufgehalten, seiner Existenz enthoben – Beobachtungen, die im NICHTS enden, das NICHTS, das dort am Hang in einem Durch seine Krönungszeremonien zelebriert.

Ein Eintauchen in die Kindheit, die es nie gegeben hat!

Termine

übermorgen um 20:00

Raus aus den Bubbles! – Klaus Karlbauers multimedialer Demokratie-Chor! | Villa For Forest

Villa For Forest, Viktringer Ring 21, Klagenfurt Erste öffentliche Präsentation des Siegerprojektes des 2. Calls der Kärntner Kulturstiftung.

Aufruf an junge Künstler*innen aus Kärnten für ein multimediales Kunstprojekt. Die Kärntner Szene soll in unerwarteten Konstellationen sichtbar gemacht werden. Zusammenarbeit mit Schulen und verschiedenen Szenen für einen "Multimedialen Demokratie-Chor", der hier nicht nur für Musik, sondern für das Zusammenbringen und Zusammenarbeiten steht.

Interessierte sind zur Projektpräsentation und Erarbeitung am 30. März 2023 (ab 12 Uhr) in der Villa For Forest (Viktringerring 21, 9020 Klagenfurt) eingeladen. Tagsüber können Ideen ausgetauscht und schon an Projekten gearbeitet werden, am Abend (20 Uhr) soll es eine Präsentation geben. Für Verpflegung ist gesorgt.

Beiträge in Form von Videos, Musik, Sound, Tanz, Performance, Text uvm. sind möglich. Ziel ist es, ein "Gesamtbild" zu schaffen mit verschiedenen Positionen, Stilen und Widersprüchen, welches dann bei verschiedenen Veranstaltungen, zB. Klagenfurt Festival, präsentiert wird.
Mehr dazu auf https://www.karlbauer.com/

Bei Fragen: Klaus Karlbauer, klaus@karlbauer.com (Multimedia Künstler und Organisator)
Leon Bernhofer, leon@bernhofer.net (Netzwerker aus der jungen Kulturszene)