DOBREK BISTRO

Datum: Di, 11.11.2003
Veranstalter: Verein Innenhofkultur
Ort: Künstlerhaus Klagenfurt

lineup:
_Krzysztof Dobrek (PO), acc
_Aliosha Biz (RUS), v
_Achim Tang (D), b
_Luis Ribeiro (BRA), perc

Es war Liebe auf den ersten Takt.
Als sich der polnische Akkordeonist Krzysztof Dobrek und der russische Violinist Aliosha Biz bei den Proben zu „Anatevka“ im Theater an der Wien das erste Mal trafen, schien klar, dass der folgende künstlerische Weg ein gemeinsamer sein würde. Aliosha und Krzysztof verfeinerten ihr empathisches Zusammenspiel zunächst im Burgtheaterensemble, als Begleitmusiker von Maria Bill und beim „Acoustic Drive Orchestra“, ehe die Zeit reif war, eine gemeinsame musikalische Sprache zu verwirklichen, die zur Gänze die ihre war.

Um die Jahrtausendwende war Dobrek Bistro aus der Taufe gehoben, das der Berliner Jazzkontrabassist Achim Tang und der brasilianische Multiperkussionist Luis Ribeiro zu einem unkonventionellen Quartett komplettierten. Die Bezeichnung des französischen Lokals kommt vom russischen „bystro“ (schnell). Das Quartett bezieht sich mit seinem Namen also sowohl auf die virtuose Rasanz ihrer Darbietungen als auf die melancholische Eleganz, die Dobrek, der für alle Kompositionen verantwortlich zeichnet, beim Pariser Musette-Walzer so liebt.

Musette, lateinamerikanische Formen wie Salsa, Tango und Bossa Nova, Jazz, Gypsy Swing, klassische Einflüsse, die Musik des Balkans und Orients, der Roma und Juden Osteuropas sowie slawische Volksmusik sind die Zutaten dieser Stilmelange, für deren Bezeichnung Etiketten wie „Fusion“ oder „Crossover“ bereits zu abgegriffen sind. Wer weiß, vielleicht wird „Dobrek Bistro“ einmal als eigenes Genre in die Musikgeschichte eingehen: zu verspielt, frontal und improvisativ, um Kammermusik zu sein, zu sehr traditionellen Formen Respekt zollend, um Jazz zu sein, – und doch zu sehr in klassischer Moderne und Modern Jazz gebildet, um bloß ethnische Salonmusik zu sein.

Ihre Küchengeheimnisse lasse man sich am besten vom Maître de Cuisine, Krzysztof Dobrek, beschreiben: „Bei uns klingt der Salsa zigeunerisch, der Tango wienerisch, der Jazz jiddisch und die Musette hat einen russischen Touch.“ Ja, und man könnte hinzufügen: Die musikalischen Provinzen klingen nach großer Welt, die große Welt vergisst ihre kulturellen Wurzeln nicht – bei Dobrek Bistro.
Richard Schuberth

Krzysztof Dobrek wuchs am Rand der größten Sandfläche Mitteleuropas, der B__dowska-Wüste in Polen auf. Mit sieben begann er Akkordeonunterricht zu nehmen. Mit dreizehn ließ er Elternhaus und Akkordeon hinter sich, zog nach Krakau, um als Fagottist in die Welt der Klassik und des Jazz einzutauchen. Auf dem Weg zum Konservatorium hörte er eines Tages eine Romaband, was sein Musikverständnis nachhaltig veränderte. 1990 emigrierte Dobrek nach Wien und begann dort – nach zehn Jahren Abstinenz von diesem Instrument – wieder Akkordeon zu spielen. Krzysztof durchlief jahrelang die harte „Schule der Straßenmusik“ – eine Schule, die er höher zu schätzen weiß als seine akademische Ausbildung -, ehe ihn die steirische Folk/Kabarettband „Die Landstreich“ – vom Fleck weg – als ihren Chefinstrumentalisten anstellte. Es folgten Projekte im Theater an der Wien, im Theater in der Josefstadt und im Burgtheater. Er spielte beim Acoustic Drive Orchestra und der Tschuschenkapelle und ist Akkordeonist von Maria Bills Edith-Piaf- und Jacques-Brel-Revuen. Krzysztofs Kompositionen werden u. a. von namhaften Ensembles wie Mnozil Brass, Triology und den Wiener Concert Schrammeln interpretiert.

Aliosha Biz ist der Spross einer aus Österreich stammenden Moskauer Künstlerfamilie. Ehe er 1989 seine Geburtsstadt verließ, studierte er Violine am Tschaikovski-Konservatorium. Seither lebt er in Wien, und obwohl er dort die Hochschule für Musik und darstellende Kunst besuchte, entdeckte die Wiener Szene auch ihn in der „Akademie der Straße“. Eine besondere Liebe verbindet Aliosha mit allen Facetten jüdischer Musik. So nimmt es auch nicht wunder, dass die wichtigsten Ensembles und InterpretInnen, die sich mit dieser Tradition in Österreich auseinander setzen, bei ihm vorstellig wurden: Timna Brauer, Oberkantor Schmuel Barzilai, Lena Rothstein, Albert Thimann sowie die Klezmer-Gruppen Freijlech und Sholom Aleichem. Daneben ist er ein gefragter Theatermusiker mit schauspielerischen Ambitionen, wie Projekte mit Gerhard Bronner, Adi Hirschal oder Karl Merkatz sowie in diversen Schauspielhäusern (Theater an der Wien, Landestheater Linz, Burgtheater etc.) beweisen. Er spielte mit Dhafer Youssef, Alegre Corrêa, bei Lakis & Achwach, beim Acoustic Drive Orchestra und bei der Jacques-Brel-Revue von Maria Bill, um nur die wichtigsten seiner Projekte zu nennen.

Luis Ribeiro kommt aus São Paulo. Bereits als Kind schien sein Weg vorgezeichnet, als er früh die rhythmische Verwendbarkeit von Löffeln, Gabeln und Töpfen für sich entdeckte. Mit 14 war er der Jüngste im Percussion-Ensemble der Sambaschule Vai-Vai. Diverse Sambaschulen und keimendes Interesse für Jazz. Sein Weg führte Ribeiro Anfang der 80er Jahre zunächst nach Bern zum „2nd Jazz Festival New York – Brazil – Bern“, dann nach Wien – an die Universität für Musik und darstellende Kunst.
Seine außerordentlichen Fähigkeiten als Perkussionist, die weit über afroamerikanische Rhythmen hinausreichen, stellte Ribeiro vielen bedeutenden Exponenten der österreichischen und internationalen Musikszene zur Verfügung: Jaroslaw Zawadski, Bob Berg, Erick Marienthal, Bill Evans, Frank Gambale und Dean Brown sowie mit Ricky Martin, Byron Stingly, DJ Tom Novy, dem Vienna Art Orchestra & Ray Anderson, Sandra Pires, Count Basic und Timna Brauer. Mit seiner heißen brasilianischen Rhythmik markiert er die westlichsten Ausläufer des musikalischen Universums von Dobrek Bistro, das irgendwo in den Steppen Osteuropas seinen Anfang nimmt.

Achim Tang aus Berlin zählt zu den führenden Kontrabassisten und Komponisten der österreichischen Jazzszene. Mit elf Jahren lernte er Trompete am Julius-Stern-Institut, etwas später Gitarre und Bassgitarre. Dem Kontrabass begann er sich ab 1984 zu widmen, zunächst in Basel und Berlin, dann an der Jazzabteilung der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz (bei Wayne Darling). Neben seinen vielen eigenen Projekten und Kompositionen war er Sideman von Shlomit Butbul, Guy Klucevsek, Zoltan Lantos, Max Nagl, Wolfgang Puschnig, Akemi Takeya, Maria Bill, Dhafer Youssef u. v. a.

Termine

am So, 02.06.2024 um 17:00

EXTRA DRY – Ein musikalisch-kulinarisches Ereignis | Villa For Forest

Villa For Forest, Viktringer Ring 21, Klagenfurt EXTRA DRY – Musik
verbindet europäische Musiktradition mit der Kunst der Improvisation.
– ist Vielstimmigkeit ohne Sentiment – armenisch, kärntnerisch, slowenisch, notiert und imaginiert – da Capo al Coda.
– macht Noten mit Köpfen und spielt Musik mit Zwischentönen.
Spontaneität, Spielwitz, Emotionalität und Virtuosität sind die musikalischen Markenzeichen des Trios.
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EXTRA DRY – Kulinarik
Armenische Familie Asatrian (Schaschlik, Beilagen, Süßes)
Eintritt: 50,– (Musik | Getränk | Grill-Buffet)
Kartenreservierungen & Onlinekauf:
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