Christian Muthspiel´s Yodel Group (A/CH/F/USA) – 20.00
Eintritt: € 17 | 13 | 8,50
(normal, ermässigt, unter 18 Jahren)
ab 1. Oktober Vorverkauf im raj - begrenzter Raum!
Christian Muthspiel´s Yodel Group (A/CH/F/USA)
Christian Muthspiel – trombone, piano, electronics (A)
Gerald Preinfalk – saxophones, clarinets (A)
Matthieu Michel – trumpet, flugelhorn (CH)
Franck Tortiller – vibraphone (F)
Robert Riegler – electric bass (A)
Bobby Previte – drums (USA)
Jodler sind der Blues der Alpen.
Langsame, getragene, temporeiche, aufgeregte, beruhigende, traurige, heroische,
andächtige Jodler, ursprünglich auch ein Singen und Rufen und Schreien von Alm zu Alm,
waren in meiner – von einer sangesfreudigen und Berg-begeisterten Familie geprägten –
Kindheit fixes Ritual bei jedem Gipfelsieg.
Gleichzeitig einfach und von höchstem Raffinement, immer beseelt, mal die Geister der
Natur, mal die Liebe „zum Dirndl“ beschwörend, ein archaisches Jauchzen und Juchzen,
in allen Bergregionen der Erde seit prähistorischer Zeit gesungen, kann diese wunderbare
musikalische Form selbst ein Musikantenstadel nicht zerstören.
Ich mache mich nun auch an sie heran: Mit einer österreichisch-europäisch-amerikanisch
besetzten Band, deren Musiker mir aus verschiedensten gemeinsamen Projekten großteils
seit vielen Jahren vertraut sind. Mit der gebotenen Ehrfurcht, ohne allzu großen Respekt.
Mit einem gänzlich unalpinen Instrumentarium.
Wie bei vielen vorangegangenen Metamorphosen auf Vorlagen etwa der Musik der
Renaissance oder der alpenländischen Volksmusik ist es auch hier mein Bestreben, das
Spannungsfeld zwischen Original und Eigenem, zwischen Altem und Neuem als
Inspirationsquelle und Spielfeld zu nützen.
(Christian Muthspiel)
Man muss sich die Lederhose und das Klimbim des Tümlichen wegdenken. Vom
touristischen Blick befreit, verändern Jodler ihre Charakteristik. Sie schütteln das Pittoreske,
Burleske ab und werden vom akustischen Kuriosum zum Urwüchsigen, Originalen.
Natürlich gibt es Unterschiede. Nicht jeder Jodler hat das Zeug zur Kunst. Aber seine
Ursprünge wurzeln in der Mischung aus Virtuosität und Gestaltungsfreude, die eine Basis
bildet, um über das Erreichte hinaus zu wachsen. Jodeln ist daher eine in lokalen
Traditionen des Alpenraums wurzelnde Vokalkunst, die eine ähnliche Funktion erfüllt wie
der Flamenco für den Spanier oder das Joiken für den Samen. Es geht um Emotionen,
individuellen Ausdruck im Verhältnis zum Althergebrachten, um kulturelle Identität.
Dabei ist Jodeln kein Privileg der Alpenländler. Als Form des wortlosen Gesangs mit
schnellem, markantem Wechsel zwischen den Registern der Brust- und Kopfstimme findet
man es bei den Pygmäen ebenso wie auf Hawaii, in Vietnam ebenso wie auf den
Salomonen. In der musikalischen Volkskultur des Alpenraumes ist es jedoch besonders
profund und umfassend in den gestalterischen Klangzusammenhang eingebettet und
bringt auf diese Weise Liedformen hervor, die auf komplexer, musikalisch raffinierter
Grundlage archaisch einfach wirken. Das Jodeln bestimmt dabei die Melodieführung
und damit auch die harmonische und rhythmische Gliederung vieler Stücke. Es ist nicht
nur Ornament, sondern formprägender Bestandteil des Repertoires. Als solches wurde es
in der Familie Muthspiel gepflegt, vom Vater gesammelt, publiziert, komponiert und mit
Chören aufgeführt. Und vor diesem Hintergrund wird es auch vom Sohn in einen
ungewohnten Zusammenhang gestellt.
Christian Muthspiel““s Yodel Group entstand ursprünglich als Auftragsprojekt für das
Jazzfestival Saalfelden 2009, wo die Musik auch zum ersten Mal öffentlich zu erleben war.
Es war aber schnell klar, dass es bei dem einmaligen Event nicht bleiben würde – zu fein
waren die musikalischen Ingredienzien, zu reizvoll die Klangkompetenzen der beteiligten
Künstlerpersönlichkeiten. Immerhin trafen hier zwei erfahrene Formanarchisten der New
Yorker Szene auf zwei Koryphäen der französisch-schweizerischen Avantgarde und zwei
österreichische Freidenker, um sich auf die Suche nach Gemeinsamkeiten jenseits der
panatlantischen Stilklischees zu begeben.
Heraus kam ein Kompendium der kulturellen Schnittpunkte, das sich auf der
Grundlage vorhandener Melodien aus verschiedenen Distanzen dem Zeichensystem
Jodeln nähert. Kontraste treffen auf Fusionen, Gemeinsamkeiten auf Unterschiede und
doch ist klar, dass hier etwas passiert, was bislang selten in dieser Konsequenz verwirklicht
wurde. Denn eine regionale, europäisch geprägte Kultur begegnet auf Augenhöhe und
selbstbewusst ihrem urbanen, amerikanischen Pendant. Das ist gewagt, gewitzt und auf
einer Ebene frech, die die Vorbehalte der Zweifler souverän hinter sich lässt.
(Ralf Dombrowski)
DIE ZEIT Hamburg, 2010
Muthspiel und seine Mitmusiker ziehen den Jodlern die Lederhose aus und injizieren in den so von
Kostümfolklore und Touristentracht entblößten corpus jubili Swing, Improvisation und durchaus
auch Humor. Sie würzen die Tradition mit Barrelhouse-Geschmäckern aus New Orleans, kriegen
den Edelweißblues, schprötzen, didgeridooen und juchatzen freejazzig ins Gebläse oder swingen
übers Vibrafon, als sei Lionel Hampton ein steirischer Sennenbub. Muthspiel bedient auch Klavier,
Vocoder und die Loop-Maschine, letztere prägen vor allem den spacigen Langenwanger, bevor
der auf der Posaune geblasene Andachtsjodler als Schlussstück multifone Magie entfaltet.
FAZ – FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Frankfurt, 2011
Ein weiteres, kaum mit irgendetwas vergleichbares und höchst gelungenes Projekt war Christian
Muthspiels Yodel Group. Mit liebevollem Respekt vor der Volksmusik, die seine Kindheit geprägt
hat, hat der österreichische Posaunist mit seinem aus vier Ländern besetzten Sextett alpine
Jodelthemen in den Jazz mit seinen unendlichen rhythmischen, klanglichen und
improvisatorischen Möglichkeiten herübergezogen. Nur die langsamen Jodler hat er genommen
und besonders deren lyrische Aura sinfonisch neu vermessen. Gesungen wurde nur ein paar
Minuten: lange Töne mit elektronischen Verfremdungen, ein impressionistisches Gemälde zu den
Wundern der Bergnatur.
JAZZWISE London, 2010
Here traditional Austrian yodels provide the melodic lines, which are stretched and bent
instrumentally to the requirements of the jazz ensemble which adds its own rhythmic and harmonic
embellishment. The result can be quite astonishing culture clashes – the New Orleans flavour of the
traditional „Yodeler from Königsberg“ is pure barrelhouse but ends with Alpine brass band flourish.
The liner notes suggest that, „something special is bound to happen that you don““t see every day,“
and for once this is not hyperbole. This album is something special, a delightful re-imagining of jazz
with stellar contributions from Previte, Michel, Tortiller and Preinfalk- little gems like this don““t come
around that often.
WELTWOCHE Zürich, 2010
Dem Österreichischen Posaunisten Christian Muthspiel ist mit einem wilden Sextett aus zwei
Amerikanern (Bobby Previte und Brad Jones an Drums und Bass), einem Schweizer (Michel
Mathieu, Trompete), einem Franzosen (dem Vibraphonisten Franck Tortiller) und seinem Austria-
Kollegen Gerald Preinfalk (Klarinetten und Saxophone) eine hinreissende Hommage an das
Authentische aus dem Geist des Zeitgenössischen gelungen. „Mit der gebotenen Ehrfurcht, aber
ohne allzu grossen Respekt“ interpretieren sie, mal andächtig, mal ausgelassen, sieben Jodler, i
n
stimmigen Arrangements und mit viel improvisatorischem Freiraum. Urban oder ländlich?
Traditionell oder modern? Gute Musik. Reicht doch.
THE IRISH TIMES Dublin, 2011
Muthspiel uses the possibilities offered by the material, the harmonic and instrumental colour
available, and the diverse musical personalities in the sextet, with a sure sense of what he’s about.
Order, beauty and deftly judged slash-and-burn are shrewdly contrasted and made part of the
whole canvas from the opening Der Mai-Jodler on. What all the tunes have in common is
consistently high-calibre soloing, both „inside” and „outside”, and ensembles, written or
improvised, that are extraordinarily cohesive and beautifully played. Iconoclasm is all very well, but
the only image being shattered here is the touristic yodel stereotype. There’s not a piece of
lederhosen in sight. Or a cuckoo clock.
DIE BÜHNE Wien, 2010
Respektvoll kostet Muthspiel die melodischen Qualitäten der Naturjodler aus, beleuchtet diese in
raffinierten Reharmonisierungen und in mannigfaltigen Tempowechsel immer wieder neu.
Dazwischen öffnen sich weite Räume für die Improvisatoren, die besonders Saxofonist Gerald
Preinfalk und Trompeter Matthieu Michel grandios zu nützen wissen. Zu einem Moment stiller Magie
gerät die multifon an der Posaune geblasene Version des „Andachtsjodlers“. Kompliment!
JAZZ JOURNAL London, 2010
Have no fear, because Muthspiel’s cracking trans-Atlantic ensemble elevates this very traditional
material well beyond musical parody. Absorbing the melodies but taking considerable licence,
the material serves more as a springboard to more familiar waters. (…) Highly recommended!
JAZZTHING Köln, 2010
Der Posaunist, Keyboarder und Stimmentüftler geht die klassischen Jodler lustvoll an: Einer beginnt
ganz getragen, allmählich unterwandern ein paar Blue Notes die hübschen Terzen, dann rockt die
Band los und Preinfalks Sax kreischt scharf über dem Groove. Das Vibrafon klöppelt den Blues in
den „Königsberger“ hinein, an anderer Stelle bleiben die Bläser unter sich und Muthspiels Posaune
schnarrt, als treffe eine Brassband aus Louisiana auf die alpinen Töne. (…) Ein starkes Stück!
JAZZPODIUM Stuttgart, 2010
Im vorzüglich harmonisierenden Sextett von Christian Muthspiel ergänzt und vermischt sich urbaner
US-Sound glänzend mit seinem regionalen europäischen Gegenüber.(…) Überhaupt improvisiert
die Sechserbande nicht selten bis zum Anschlag, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren.
NEUE MUSIK ZEITUNG Hamburg, 2011
Sechs ausgeprägte Musiker-Charaktere nahmen die Ingredienzen berühmter alpiner Volkskultur
auf ganz neue, bis dato unbegangene Gratwanderungen mit. Echte Jodler waren in ihre
melodischen Bestandteile zerlegt worden, um aus ihnen faszinierende instrumentale Improvisation
abzuleiten. Ganz unverkrampft und von jedem Klischee freigespült schloss sich damit wieder der
Kreis zur Naturmagie der Bergwelt.
KURIER Wien, 2009
Zum Auftakt lässt Christian Muthspiel im Sextett – u. a. mit Bobby Previte an den Drums und Franck
Tortiller am Vibraphon – seine Posaune röcheln, schmatzen und juchatzen, dreht und wendet
sieben Jodler, die er den „Blues der Alpen“ nennt. Wie er aus Zünftigem fein ausbalancierte Stücke
fernab jeder Trivialität und Folklore macht, die harmonisch überraschen und sich melodisch
hemmungslos ins Gemüt raunzen, macht Freude und Lust auf ein hoffentlich baldiges
Wiederhören.
SALZBURGER NACHRICHTEN Salzburg, 2009
Das begann schon im ersten Konzert des Festivals auf der Hauptbühne im Saalfeldner
Kongresshaus, als Christian Muthspiel““s Yodel Group sich des alten volksmusikalischen Gesangs
annahm und gänzlich ohne ironische Überheblichkeit demonstrierte, was auch drinsteckt in dieser
sonst gerne im Lieblich-Rustikalen feststeckenden Musik. Eine Weltpremiere aus Saalfelden, wie sie
Schule machen könnte.
DER STANDARD Wien 2009
Muthspiels Kammermusik
…Neben dieser Kunst des Austobens belegten allerdings strukturierte Projekte, dass sorgfältige
kompositorische Planung von Improvisation mittlerweile mehr Sinn ergibt, als das ausschließliche
Vertrauen auf die eigene Impulsivität. Die intelligent erdachte Kammermusik von Christian
Muthspiel etwa widmete sich dem Jodel-Aspekt von Volksmusik auf stilisierte, instrumentale Weise
und fand sich doch auch von wunderbaren Solisten (wie Trompeter Matthieu Michel) bereichert.
KLEINE ZEITUNG Graz, 2009
…nachdem zuvor die mit viel Spannung erwartete Yodel-Group des steirischen Komponisten und
Posaunisten Christian Muthspiel mit sehr ausgeprägtem Formbewusstsein und harmonischer
Schlüssigkeit ihre Alpenjazz-Fusion präsentiert hatte. Vom bluesigen Königs- bis zum butterweichen
Andachtsjodler schöpfte Muthspiel aus Vaters Volksgutsammlung Erlesenes, um den hellen
Improvisationsgeist seiner hochkarätigen Musiker zu wecken. „Schön, so schön“, rief einer lauthals
aus dem Publikum. Und hatte damit nicht so unrecht.