Kulturpolitik in Kärnten: Ist da jemand?

Die Vergabe von Fördermitteln durch die Kulturabteilung des Landes geschieht nach mehr als fragwürdigen Kriterien.

Aufzählung
Die gute Nachricht: Kärntens Kulturbudget wurde in den vergangenen
zehn Jahren verdoppelt. Die schlechte Nachricht: Es ist mit 32 Millionen
Euro nur halb so hoch wie im vergleichbar großen Land Salzburg. Und wie
das Geld verteilt wird, scheint oft entweder am Zufallsprinzip oder
einem (politischen) Naheverhältnis zwischen Fördergeber und Fördernehmer
zu hängen.

Objektive Förderkriterien sind nicht erkennbar, geschweige denn
irgendein übergeordnetes kulturpolitisches Konzept. Dabei wäre das
Kärntner Kulturförderungsgesetz durchaus ein nützliches Instrument.
Ebenso wie das 32-köpfige Kulturgremium, das die Landesregierung
kulturpolitisch beraten sollte. Aber, so klagen selbst dessen
Mitglieder, „dies wird kaum je in Anspruch genommen“.

Der junge FPK-Kultur- und Finanzreferent Harald Dobernig pflegt
primär sein Hauptinteresse, die Volkskultur. So beschränkt sich das
Kulturgremium großteils auf die Verleihung der jährlichen Kärntner
Kulturpreise, die Szene attestiert ihm Feigenblatt-Status.

Die Ausgaben für Brauchtum und Heimatpflege haben sich unter Jörg
Haider seit 1999 vervierzehnfacht! Für diesen Bereich gibt Kärnten
prozentual doppelt so viel aus wie alle österreichischen Bundesländer im
Schnitt, für die „Freie Szene“ jedoch nur 0,4 Prozent – ein Siebentel
des Bundesländer-Schnitts. In konkreten Zahlen fließen 1,6 Millionen
Euro an Steuergeld ins Brauchtum. Gleichzeitig werden sämtliche Kärntner
Kulturinitiativen und -zentren mit insgesamt 127.000 Euro abgespeist
(weniger als 1999). Denselben Betrag bekam die gesamte Kärntner
Literaturszene.

So wird die „Interessengemeinschaft der Kulturinitiativen in
Kärnten/Koroška“ seit Haiders Zeiten nicht mehr unterstützt. Die Folge
ist ein kulturelles Einzelkämpfertum mit einigen wenigen Profiteuren und
zahllosen Frustrierten. Viele Kulturvereine suchen nicht einmal mehr um
Subventionen an, und selbst Kulturamtsmitarbeiter räumen ein, dass bei
ihnen „nichts mehr los“ sei.

Der letzte veröffentlichte Kärntner Kulturbericht (2009) listet
einerseits Kleinstbeträge auf, andererseits versteckt die
Kulturabteilung mehr als 1,5 Millionen Euro unter verschiedenen Punkten
„Diverses“, ohne nähere Erklärung – immerhin 4,5 Prozent des gesamten
Kulturbudgets. Während ein Förderwerber jeden einzelnen Ausgabe-Euro
aufschlüsseln muss, verbucht die Kulturabteilung den Großbetrag von
640.000 Euro Steuergeld als „Organisationsaufwand der Kulturabteilung
etc.“ – eigentlich ein Fall für die Korruptionsstaatsanwaltschaft.

Aufschlussreich sind auch Kunstankäufe der Kulturabteilung selbst:
etwa ein „Harley-Stuhl“ aus Lack und Leder von einem Klagenfurter
Kunstsattler für 5000 Euro oder das 4000 Euro teure Ölgemälde „LH Dr.
Jörg Haider“ von einem serbischen Kunstmaler. Das Probenlokal der
Trachtenkapelle von Hobby-Blasmusiker Dobernig in der FPK-Gemeinde
Greifenburg bekam 100.000 Euro, für den Männergesangsverein „’s deutsche
Herz Kaning“ gab es 45.000 Euro. In der Theater- und Opernszene finden
sich ähnliche Beispiele.

Prestigeprojekte wie Haiders Liebkind „Carinthische Musikakademie“
wurden, dezent verteilt auf mehrere Posten, mit mehr als 4 Millionen
Euro großzügigst bedient. Das Stadttheater erhielt 9,4 Millionen Euro –
ein Viertel des gesamten Kärntner Kulturbudgets. Hingegen sind von
fünfzehn Off-Bühnen 1999 heute nur noch zwei übrig.

Christian Hölbling ist Kabarettist („Helfried“) in Kärnten.

Die Tribüne gibt ausschließlich die Meinung des betreffenden
Autors wieder und muss sich nicht mit jener der Redaktion der „Wiener
Zeitung“ decken.

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