coming out surround_finissage_FRANUI

Datum: Sa, 25.10.2003
Veranstalter: Kunstverein Kärnten|Verein Innenhofkultur
Ort: Künstlerhaus Klagenfurt

Franui

Johannes Eder_Klarinette, Sopransaxophon
Romed Hopfgartner_Sopran-, Alt-, Tenorsaxophon
Markus Kraler_Kontrabass, Fisarmonica
Angelika Rainer_Harfe, Zither
Bettina Rainer_Katholisches und reformiertes Hackbrett, Gitarre
Markus Rainer_Trompete, Gesang
Andreas Schett_Trompete, Sologesang
Martin Senfter_Ventilposaune, Euphonium, Gesang
Karlheinz Siessl_Tuba

Ende vom Lied
Begleitmusik zum kleinen Tod

Ein französischer Leutnant verschied. Die Untergebenen dichteten ein Lied und der Refrain ging so: „Eine Viertelstund vor seinem Tod, da war er noch am Leben!“ Albert Camus überliefert diese Geschichte und Frankreich ist auch das Land, in dem die Leute für gewöhnlich „la petite mort“ (der kleine Tod) sagen – dafür, dass man kommt.

Das, was kurz davor kommt – mit diesem Stehsatz könnte beschrieben werden, wovon das neue Programm der neunköpfigen Osttiroler Formation Franui handelt. „Ende vom Lied“ ist gewissermaßen das Vorspiel zu den Trauermärschen, die Franui bereits unter dem Namen „Frische Ware. Musik für Totengräber“ eingespielt hat. („Die gnadenloseste Totenmusik-CD, die auf den Markt gekommen ist“, befand damals „Der Standard“, und der Westdeutsche Rundfunk urteilte: „Ein tönender Essay, hinreißend leichthändig und schwermütig verfasst, über jenen Augenblick, wo Trauer, Ernst und himmelschreiende Komik nicht voneinander zu trennen sind.“)

„Frische Ware“ und „Ende vom Lied“ – genau besehen sind das zwei Programme mit ein- und derselben musikalische Szenenfolge unter jeweils anderem Vorzeichen. Franui vollzieht die musikalische Überführung einer rechteckigen Fläche in eine andere: vom Friedhof auf den Tanzboden. Was zuvor noch „Der letzte Seufzer“ am offenen Grab war, ist nun der ausgelassene Tanz mit einem Gerippe; überschwengliche Lebendigkeit und die Vorahnung der Leere, die zurückbleibt, wenn die Musik verstummt; ein verzückter Danse macabre im Wissen um den Abgrund, der dort, wo der Bretterboden endet, in die Tiefe fällt. Leichenbegängnis und Jungbauernball – Unterschied macht das keinen. Es beginnt und endet ja doch alles im Gasthaus.

Musikalische Bezugspunkte sind inneralpine Tanzmusikformen (Marsch–Polka–Landler-–Boarischer–Walzer, die fünf Unzertrennlichen) sowie die Schlager und Lieder der sog. Wiederaufbaugeneration: eine Art „hm-ta-ta“ zum Vergessen der Katastrophe, später wieder vergessen. Die Jukebox spielt unentwegt stars & stripes forever. Der Trompeter drückt seine Zigarette aus, sagt: „Jetzt kommt noch ein Lied, das heißt: Wirf der Geiß einen Stein auf’s Bein, dann geht die Geiß alleine heim!“ Man kommt sich näher. Man tanzt zu zweit und EINER ist immer dabei. Zeit wird angehalten, bei der was-weiss-ich-wievielten Umdrehung kommt ein heller Moment, von dem aus Leben und Tod legitimiert und relativiert werden. Erschöpfung tritt ein, Ernüchterung. Im Neonlicht der Theke nimmt man Getränke mit seltsamen Namen zu sich, geht vor das Tor oder „in die Weite“. Mopedgeknatter. Die Musik dringt dumpf nach draußen. „Wir sind jederzeit stets marschbereit zu-um Aufbruch in die Ewigkeit!“, singen die Musikanten jetzt. Die Töne, die sie spielen, „någglen“.

„Någglen“ ist ein im Osttiroler Villgratental (dem Franui-Herkunftsort) gebräuchliches Zeitwort, das unmöglich in die Schriftsprache übertragen werden kann. Es meint ein ganz unmerkliches Abweichen vom Lot, ein kurzes, nahezu unsichtbares Erzittern. „Någglen“ ist hintergründiger als „wackeln“ (das tut ein Hundeschwanz) und nüchterner als „beben“ (das tut eine Stimme). Ein Beben kommt von außen, man weiß nicht, wer oder was es ausgelöst hat (ein vorbeifahrender Caterpillar, der Allmächtigste). Wer „någglen“ sagt, geht davon aus, dass die Dinge selber tun: Ein Kreuz an der Wand kann „någglen“. Wenn einer den letzten Atemzug getan hat, sagt man für gewöhnlich: „Der tut keinen Någgler mehr.“

Franui-Musik „någglt.“

Bill Ramsey hat einmal von einer Kreuzfahrt-Tournee erzählt, „auf der er mit anderen Stars und Sternen aufgetreten ist. Irgendwann, während einer Probe auf hoher See, hat man zufällig unter das Bühnenpodest im Galasaal geblickt. Großer Schock – da waren die Särge gestapelt, die auf langen Fahrten über die Weltmeere mitgeführt werden müssen. Der Tod schläft nie, nicht einmal im Urlaub. Särge für alle Fälle. Oben, auf der Bühne, geht die Mimi ohne Krimi nie ins Bett; einen halben Meter tiefer, fürs Publikum nicht sichtbar, ruhen die Holzkisten. Mitten im Entertainment sind wir vom Tod umgeben.“ (Walter Müller)

Finissage mit:
DIE GROSSE FREIHEIT NR. 7

lineup:
Adi Kaindlstorfer_Gesang und Gitarre,
Reinhard Blum_Bass,
Uwe Bressnik_Taschencornet,
Iwan Iwantscheff_Cajon
Joachim Keller_Cello
Herwig Müller_Akkordeon

Termine

heute um 20:00

Lesung | Mein Tinnitus der Hochkultur – Mladen Savić

Villa For Forest, Viktringer Ring 21, 9020 Klagenfurt "Mit scharfer Feder, satirischem Witz und nötigem Ernst führt Savić uns auf eine Reise durch die Widersprüche der modernen Welt. Seine Poesie, immerzu auch persönlich, ist auf eine erfrischende Art politisch: die Ohren schärfend für den falschen Singsang unserer Zeit, und Augen öffnend für die Möglichkeit echter Menschwerdung. Was der Mensch brauche, sei zärtlicher Umgang, so der Autor, und zwar auf vielen Ebenen.

Seine Verse schwingen zwischen herber Kritik und feinsinniger Melancholie. Seine Gedichte, unzeitgemäß, wie sie sind, dringen dabei in die tieferen Schichten menschlicher Erfahrung vor und geben der Suche nach Wahrheit und Sinn eine kraftvolle Stimme. So lässt sich dem allgegenwärtigen Lärm der Gegenwart, dem Tinnitus jener hohen Kultur voller niedriger Motive, wenigstens literarisch für ein Weilchen entfliehen.

Im Rahmen einer öffentlichen Lesung in der Villa For Forest am 13. September 2025 wird Savić auch einige seiner unveröffentlichten politischen und andere Gedichte zum Besten geben und mit dem Publikum in Dialog treten. Ein bunter, polemisch-lustiger Abend ist zu erwarten!"

Eintritt: Freiwillige Spende
am Mo, 22.09.2025 um 16:00

SPACE CLOWNS | Kindertheater 6+ | Villa For Forest

Villa For Forest, Viktringer Ring 21, 9020 Klagenfurt Die SpaceClowns Bli und Bla kommen vom Planeten Trilolo. Mit ihrem Raumschiff fliegen sie neugierig durchs Universum und treffen viele seltsame Kreaturen. Doch bei einem Abenteuer wird ihr Schiff beschädigt, und sie stürzen auf der Erde ab. Fern von ihrem Zuhause versuchen sie, ihr Raumschiff zu reparieren, um wieder nach Trilolo zurückzukehren.

SpaceClowns ist eine Geschichte für Kinder und Erwachsene. Sie verbindet Science-Fiction, Figurentheater und Clownerie und erzählt von Einsamkeit, der Angst vor dem Fremden und der Sehnsucht nach einem Zuhause. Gleichzeitig zeigt sie die Kraft von Freundschaft und Verständnis – auch dann, wenn man nicht dieselbe Sprache spricht.

🎟️ Eintritt/vstop: 15,- €
🎟️ Reservierung/Rezervacije: teater.strik@gmail.com oder/ali +43 699 1208 8770
am Di, 23.09.2025 um 16:00

SPACE CLOWNS | Kindertheater 6+ | Villa For Forest

Villa For Forest, Viktringer Ring 21, 9020 Klagenfurt SpaceClowns Bli in Bla prihajata s planeta Trilolo. S svojo vesoljsko ladjo radovedno potujeta po vesolju in srečujeta številna nenavadna bitja. Toda med to dogodivščino se njuna ladja poškoduje in strmoglavi na Zemljo. Daleč od doma poskušata Bli in Bla popraviti svojo vesoljsko ladjo, da bi se lahko vrnila na Trilolo.

SpaceClowns je zgodba za otroke in odrasle. Združuje znanstveno fantastiko, lutkovno gledališče in klovnovstvo ter pripoveduje o osamljenosti, strahu pred neznanim in hrepenenju po domu. Hkrati pa prikazuje moč prijateljstva in razumevanja – tudi takrat, kadar ne govoriš istega jezika.

🎟️ Eintritt/vstop: 15,- €
🎟️ Reservierung/Rezervacije: teater.strik@gmail.com oder/ali +43 699 1208 8770