NEUWIRTH EXTREMSCHRAMMELN und MARWAN ABADO
Roland Jos. leop. Neuwirth_Kontragitarre & Gesang
Doris Windhager_Überstimme
Gigi Skokan_chromatische Knopfharmonika
Manfred Kammerhofer_Violine
Bernie Mallinger_Violine
Als besonderer Gast: Marwan Abado_Ud – orientalische Kurzhalslaute
Alle Jahre schon wieder
O du ö liche!
Weihnachtslieder vor und unter dem Baum
mit Leise rieselt, Heidschinbumbeidschi,
o Tannenbaum, Es ist ein Ros, Es hat sich halt,
Es wird scho glei, Ihr Kinderlein, wie auch immer,
keine Angst, es wird schon. Auf jeden Fall. Bald.
Dann kommt der Neuwirth
und singt die richtigen Lieder.
Vom Advent, wie er ist und wie er sein sollte.
Von der Herbergssuche, der Besinnung
und der Besinnungslosigkeit,
von der heiligen Ruhe
und scheinheiligen Zeitgenossen,
von eingeschneiter Behaglichkeit
und nervenden Tanten,
vom von den Weihnachtsmännern
ermordeten Christkind
und himmelblauen Engerln …
Ein Festkonzert ohne leere Worte mit den
Neuwirth
Extremschrammeln
und
Marwan Abado.
Für alle, die sich so ihre
Weihnachtsgedanken machen.
Feiern Sie mit uns den wirklichen Advent!
Marwan Abado ist Sänger, Komponist und Oud-Spieler. Er kam im Sommer 1985 nach Wien und wurde 1991 österreichischer Staatsbürger. Unterricht beim irakischen Oud-Meister Asim Chalabi. Seither europaweite Auftritte, Konzerte in Algerien, Tunesien, Jordanien, Marokko, Libanon, Kuba, Palästina und den USA. Musikalische Untermalung für österreichische und internationale Lyriker; Mitarbeit bei der freien Theatergruppe PARNASS – Märchentheater aus Persien; seit 1996 regelmäßige Vorträge über die arabische Musik in der Hammer-Purgstall Gesellschaft / Orientakademie. Einführungen in die arabisch orientalische Musik. Veröffentlichungen in den Zeitschriften „Stimme“ und „Podium“.
ECHO Interview mit Marwan Abado – 1999
Marwan Abado, der Palästinenser aus Ottakring, wie er sich selber nennt, kam vor 14 Jahren nach Wien. Seine Musikgruppe „Abado& Co“ hat der Ud-Spieler (Ud=orientalische Kurzhalslaute) 1994 gegründet. In seiner Musik werden Elemente der orientalischen mit Traditionen der abendländischen Musik verbunden.Das Interview führte Nina Achathaller
Marwan, Du kamst 1985 als 18-jähriger nach Österreich. Wie und wo hat Deine musikalische Entwicklung seinen Ursprung?
Marwan AbadoAbado: Begonnen hat es relativ früh, so mit 10 Jahren fing ich an, Gitarre zu spielen. Einer der für mich positiven Zufälle des libanesischen Krieges war, daß in das Haus, in dem ich mit meinen Eltern wohnte, die ‘fine arts university’ einzog. Plötzlich war ich gebannt von einer mir vollkommen neuen Welt der bildenden und darstellenden Künste. Es war eine unglaublich gute Stimmung unter den Studenten. Ich hatte Musikunterricht und kam auf diese Weise in Berührung mit neuen musikalischen Formen, mit Theater und Sprechgesang. Ich kaufte mir dann von meinen Ersparnissen meine erste Ud und war ab 1983 Mitglied in einer Band, mit der ich zwei Jahre lang gemeinsam spielte. Diese Gruppe war für mich sehr entscheidend, weil sie sprachlich und instrumental sehr engagierte Musik machte. Die Texte, die wir zum Teil selber schrieben, handelten von unserer Situation, in der wir uns zu dieser Zeit befanden. Von der Richtung und der weltanschaulichen Prägung war das für mich eine sehr tiefe und berührende Erfahrung. Als 1985 im Libanon ein Lagerkrieg ausbrach, der sich gegen die Palästinenser richtete, kam ich nach Österreich. Und auch hier war die Musik ein fixer Bestandteil meines Lebens. Ich habe in dieser Zeit auch ein paar Texte selber geschrieben, die vor allem von Kulturschock und Entfremdung handelten. Da ich im Libanon ab meinem achten Lebensjahr im Krieg aufgewachsen bin, lagen hier Welten zwischen den Jugendlichen und mir. Die Dinge, die für sie wesentlich waren, hatten für mich keine Bedeutung. Und umgekehrt. Ich suchte nach Ventilen, um meine Erlebnisse zu verarbeiten und das war für mich naturgemäß die Musik.
Für Dich ist Musik mehr als nur Unterhaltung. Welche Motivation steht dahinter?
Abado: Ich war immer einer, der Musik schaffte und somit auf der Gegenseite der reinen Musikkonsumation. Musik ist für mich ein offener Raum, in dem ich mich bewegen kann, es ist das Gegenteil von Stillstand. In der Gruppe versuchen wir gemeinsam eine Sprache zu finden, gemeinsam etwas zu schaffen, jedoch ist Musik letztendlich eine Unterhaltungsschiene. Früher habe ich mich der Tradition des Liedermachers verpflichtet gefühlt, jedoch nicht im europäischen Sinne. Die Tradition des Liedermachers im arabischen Sinn arbeitet sehr stark mit Poesie und weniger mit politischer Provokation.
Hast Du in Österreich die traditionelle arabische Aufführungsform beibehalten?
Abado: Ja. In der klassischen arabischen Aufführungsform ist der Komponist auch gleichzeitig Spieler und Sänger. Es gibt da gewisse formale Ähnlichkeiten zum Jazz.
Und Du verwirklichst diese traditionelle Aufführungsform mit Deiner Gruppe Abado & Co ?
Abado: Das ist die späte Entwicklung. Ich habe anfangs begonnen, mich intensiv mit der Ud zu beschäftigen, was für mich eine große Bereicherung war. Irgendwann habe ich dann auch gesehen, daß die Leute, für die ich singe, nicht da sind, d.h. es ist eine Scheidung eingetreten zwischen Musikverständnis und den Texten, die ich geschrieben und vertont habe. Daraus ist das Projekt Abado & Co entstanden, das fast ausschließlich instrumentale Musik macht.
Wie sieht die Zukunft von Abado & Co aus?
Abado: Derzeit arbeiten wir an einem vollkommen neuen Projekt. Wir sind inzwischen ein Quintett, also Sopransaxophon, akustische Gitarre, ein Cello, Percussion und Ud. Wir beschäftigen uns jetzt auch sehr viel mit zeitgenössischer, arabischer Dichtung. Das große Überthema ist das Reisen. Wir verwenden Texte unter anderem von libanesischen und sudanesischen Dichtern, die in Europa leben, und mich aufgrund ähnlicher Erfahrungen von der Thematik stark ansprechen.
Glaubst Du, daß Musik eine universale Sprache ist?
Abado: Das universalste Phänomen für mich ist eigentlich das Auge, das Sehen. Malerei ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Auch Musik ist eine universale Sprache; sie ist aber insofern eingeschränkt, als es in der Musik wie auch in der Sprache verschiedene Grammatiken gibt. So gibt es beispielsweise speziell in der arabischen Musik zwei Systeme, wobei das erste ein sehr stures, geschlossenes System vermittelt, das sehr schwer zugänglich ist, und das zweite ein eher lockeres, offenes System, das leicht verständlich ist. Die Musik, die ich mit der Gruppe mache, kann ich nicht als arabische Musik definieren, sondern es ist unser ganz eigenes Produkt. Vielleicht könnte man sagen urbane Wiener Musik, aber es ist wirklich schwer, sie zu definieren, weil wir sehr viele verschiedene musikalische Techniken verwenden. Auch was den Text betrifft, arbeiten wir nach derselben Methode. So habe ich beispielsweise ein deutsches Gedicht ins Arabische übersetzt und mit der Gruppe vertont. Abado & Co ist eine Suche nach einer gemeinsamen Sprache, die uns enormen Spaß und Freude macht.
Du beschreibst ein Mosaik musikalischer Erfahrungen und Sozialisation. Ist Musik im weiteren Sinne eine Art, um Mentalitäten zusammenzusetzen?
Abado: Ja, dieser Ansatz findet sich in unserem Konzept wieder. Ich habe nie eine fertige Komposition, d.h. ich schlage ein Thema vor und dieses Thema wird in kammermusikalischer Manier bearbeitet. Alle Beteiligten in der Gruppe haben gleichberechtigte Räume. Der Klang entsteht durch unser Zusammenspiel, und durch unsere Bekanntschaft und die Wärme wird der Ton rund. Es geht uns in der Gruppe nicht darum, sein persönliches Können unter Beweis zu stellen, sondern wir wollen gemeinsam etwas schaffen, gemeinsam eine Idee rüberbringen. Das ist ein langwieriger, und oft auch nicht einfacher Prozeß, aber es ist sehr spannend und macht großen Spaß.
Wie seid ihr gemanagt?
Abado: Wir managen uns selbst und haben auch unsere CD „Kreise“ selber produziert.
Welches Publikum habt ihr?
Abado: Ich würde es so definieren: Es sind Menschen, die offen sind und sich nicht mit vordefinierter Musik zufrieden geben.